Der so genannte Raubmord in der Rabenstraße 1923 und die seltsame Geschichte des Alexander Randad aus Hamburg
In der Villa Rabenstraße in Hamburg, beste Lage mit Alsterblick, erscholl am Dienstag, 4. Dezember 1923, Kindergeschrei, anhaltendes Kindergeschrei.
Familie Randad war derzeit die einzige Mietpartei im Haus. Im Oktober hatten Alexander Heinrich Randad, seine Frau Karin und ihr eineinhalbjähriger Sohn die Drei-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock der Pension bezogen. Randad war 27 Jahre alt, 1,78 groß, dunkelblond und trug einen Spitzbart.
„Hat es sich erst eingeheult“, kommentierte Fräulein Schönsee die Bemühungen des Vaters, seinen Sohn zu beruhigen. Elisabeth Schönsee, 30, geboren in Norwegen.
„Sie haben ein exzellentes Gespür für Kinder, verehrtes Fräulein“, schmeichelte Randad. „Ich habe das sofort gewusst. Wie lange sind Sie jetzt bei uns?“
„Sechs Wochen, Herr Graf.“
„Wachen Sie wohl, während ich fort bin.“ Mit großzügiger Geste schritt Randad aus dem Kinderzimmer.
Auf der Etage lärmte ein Staubsauger. Rudolf Tantow, 22, Chauffeur und Hausdiener, richtete die Zimmer für neue Mieter her, die am nächsten Tag einziehen sollten, als ein Geräusch das Haus erschütterte.
„Alex? Du gehst?“ Karin Randad trat vom Schlaf- ins Wohnzimmer, wo Randad in Hut und Mantel stand. Karin, zwei Jahre älter als ihr Mann, eine gebürtige Laaksohn aus Finnland, hatte sich Randad ausgeliefert. Eifersüchtig bewachte sie jeden seiner Schritte. Sie musterte ihn, wie er in der Tür stand, wie unentschieden, ob hinein oder heraus.
„Was ist mit dir?“, fragte sie.
Er antwortete ausweichend: „Ich war im Kinderzimmer.“
„Hast du den Lärm gehört?“, fragte sie.
„Rudolf mit dem Vacuumreiniger?“
„Nein, als ob etwas gefallen wäre. Etwas Großes, Schweres.“
„So hat es sich angehört, ja.“ Randad wandte sich zum Gehen.
„Alex?“
Die Hand am Türknauf hielt inne. „Meine Liebe?“
Einen langen Blick, ein kurzes Kopfschütteln später sagte sie: „Geh nur.“
Randad stieg die Treppe hinunter in den ersten Stock, dem Lärm des Reinigers entgegen. „Rudolf“, schrie er, „was machen Sie für einen Krach?“
Tantow schaltete den Reiniger ab. „Das ist doch der Vacuumapparat, Herr Graf!“
„Ich meine den dumpfen Fall oder Schlag eben. Haben Sie nichts gehört?“
„Nur den Sauger.“
„Sind Sie sicher? Den großen Knall haben Sie nicht bemerkt? Sie haben nichts umgeworfen?“
Der Kerl hat einen Knall, dachte Tantow und zuckte die Achseln. „Wenn Sie es sagen, Herr Graf.“
„Ihnen ist nicht zu helfen, Rudolf.“ Randad ließ den Hausdiener stehen.
Tantow verdrehte kurz die Augen, seufzte und saugte weiter. Zwei Mal über den Boden geschoben, schon schaltete er wieder ab.
Schrie da nicht der Graf? Erdgeschoss? Er ließ den Sauger fallen und rannte, den Grafen rufend, hinaus.
Er fand ihn in der Wohnung der Pensionswirtin, am Boden neben dem Schrank kniend.
Unter einem umgestürzten Schrank, dreiteilig und eineinhalb Meter lang, lugten eine blutige Hand und ein Fuß hervor. Durch die offene Verandatür drang mit dem Wind Straßenlärm herein.
„Ein schrecklicher Unfall, schauen Sie nur, ach!“, seufzte Randad.
Tantow schrie: „Marie!“
„Wo haben Sie Ihre Augen“, schimpfte Randad. „Es ist Ihre Herrschaft!“
Verflucht, jetzt bekommst du dein Gehalt nicht, gab Tantow später zu Protokoll, sei sein erster Gedanke gewesen. „Warum liegt sie unter dem Schrank?“
„Dumme Frage“, knurrte Randad. „Sie hat ihn umräumen wollen; dabei ist er umgekippt und hat sie erschlagen.“
Tantow sah sich um. „So viel Blut“, bemerkte er. „Sogar da hinten am Schreibtisch. An den Schubladen war einer mit der Brechstange bei. Und der Kram in allen Ecken verstreut, das Porzellan zerdeppert. Der Schmuck wird weg sein.“
Die Wirtin unter dem Schrank stöhnte.
„Sie lebt noch“, stellte Randad fest. „Ein Arzt, ein Arzt muss her. Rudolf, rasch, telefonieren sie! Sagen Sie, ein fürchterlicher Unfall sei geschehen.“
„Unfall? Nee, das waren Einbrecher.“
Randad fuhr auf. „Mann, los, hauen Sie schon ab“, herrschte er den Hausdiener an.
„Sehr wohl, Herr Graf, wie Sie meinen.“ Mit einem ironischen Bückling verließ Tantow das Zimmer und steuerte die Telefonzelle neben der Treppe an. Beiläufig bemerkte er, dass der Hörer nicht eingehängt war.
Ehe er die Kurbel bedienen konnte, bedrängte ihn Randad. „Arzt, Telefon, weg im Krankenwagen“, stammelte der Graf.
„Alex?“ Karin Randad war auf der Treppe erschienen.
„Schließen Sie die Tür, damit meine Frau das nicht sieht“, wies ihr Mann den Hausdiener an. „Aber den Schlüssel stecken lassen!“
Tantow gab die Zelle frei und tat wie geheißen. Nun kurbelte Randad.
„Kommt der Arzt?“, fragte Tantow, als er zurückkehrte.
„Kein Anschluss“, antwortete Randad. „Holen Sie einen Arzt! Ich mache der Polizei Meldung. Niemand darf etwas berühren!“
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Viertel nach 12. Als die 45-jährige Köchin und Mamsell Marie Kibarth an der Pension eintraf, stand die Haustür weit offen.
„Hat dieser saubere Patron, dieser Prinz von und zu Randad die Tür nicht zugemacht. Wo das hinführen wird! Hinauswerfen sollte sie ihn, den Halodri. Zahlt seine Miete doch sowieso nicht. Einssechzig hat sie vorhin für den Schlachter zusammengekratzt. Am liebsten Rinderbrust!“
Marie richtete sich in der Kellerküche ein und packte ihre Einkäufe aus.
„Und der Hausdiener lungert herum und kriegt nicht mit, wenn die Tür aufsteht. Kann jeder von der Straße hereinkommen und sich im Haus bedienen.“
Sie setzte eine Pfanne auf den Herd. Fett brutzelte. Ihr fiel die Stille im Haus auf. „Rudolf sollte doch den ersten Stock saugen.“
In dem Moment klingelte das Telefon. Klingelte lange. „Geh schon ran, Rudolf“, murmelte Marie. Aber das Telefon schwieg nicht. Seufzend stieg sie aus dem Keller.
„Pensionat von Horsten, Marie am Apparat“, meldete sie sich.
„Ich hätte gern Frau von Horsten gesprochen“. Eine Männerstimme.
„Mit wem spreche ich?“
„Geben Sie mir Frau von Horsten, bitte!“
„Augenblick, mein Herr, Sekunde, immer die Ruhe, ich werde sie rufen. Frau von Horsten!“
Keine Antwort. Marie durchquerte das Treppenhaus und schaute in der Wohnung der Wirtin nach. Sie verhielt in der Tür.
„Ruhig, meine Beste. Es wird schon nicht so schlimm sein.“ Karin Randad hatte den Kopf der am Boden liegenden Verletzten in ihren Schoß gebettet. Die Pensionswirtin wimmerte leise. Die Verandatür stand offen.
„Was für eine Wirtschaft!“, stöhnte Marie „Soweit musste es ja kommen.“
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Unterdessen stürzte Hausdiener Rudolf in die Harvestehuder Apotheke am Mittelweg 166.
„Ich brauche einen Arzt!“
„Was fehlt Ihnen denn, junger Mann?“, fragte ein älterer Mann, der sich im Laden aufhielt.
„Meine Herrschaft braucht einen Arzt.“
„Den finden Sie hier nicht zwangsläufig, mein Lieber. Der Apotheker ist außerdem hinten im Labor.“
„Ich wollte ihn nach dem nächsten Arzt fragen.“
„Haben Sie das Telefon ausprobiert?“
„Graf Randad hat nichts erreicht.“
„Graf Randad also. Scheint auch eine eher konfuse Natur zu sein“, grummelte der Ältere.
„Er ist zur Polizei“, erläuterte Tantow.
„Ob er die so bald findet. Wieso überhaupt Polizei?“
„Erschlagen, meine Herrschaft ist erschlagen worden!“
„Und wir schwätzen! Ein Glück für Sie, junger Mann, ich bin Arzt. Meine Praxis ist gleich um die Ecke, mein Fahrrad steht vor der Tür.“
„Also kommen Sie schon“, drängelte Tantow.
„Gehen Sie zur Polizeiwache“, regte der Arzt an. „Ich kümmere mich um das Opfer. Wissen Sie, wo die Wache ist?“
„Ja, ich glaube.“
„Dann laufen Sie zu!“
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„In aufgeregter Weise“, wie ein Protokoll festhält, erschien Alexander Randad im Stadthaus, dem Hauptquartier der Hamburger Polizei.
„Mordkommission, bin ich hier richtig bei der Mordkommission?“
„Setzen Sie sich doch.“ Der Wachtmeister hinter dem Schreibtisch wies auf einen Stuhl. „Wir haben die Inspektion für Kapitalverbrechen, wenn Ihnen damit geholfen ist.“
„Verstehen Sie nicht, ich kann mich nicht setzen“, erwiderte Randad. „Ich habe keine Zeit, ich muss gleich zurück.“
„Na, wohin denn?“
„Raubmord in der Rabenstraße!“ Randad schrie es fast. „Vielleicht kommen Sie noch nicht zu spät!“
Der Wachtmeister sprang auf. „Dann schleunigst los. Warten Sie!“ Er verschwand im Nebenraum. Randad scharrte mit den Schuhen.
Der Wachtmeister kehrte in Begleitung eines korpulenten Herrn zurück, dessen Auftreten klar machte, dass er das Sagen hatte.
„Ihr Name, bitte!“, forderte er Randad auf.
Der spreizte sich. „Gestatten Sie, Graf Randad, Kapitänleutnant zur See.“
„Raubmord, sagen Sie?“
„Meine Zimmerwirtin… ist überfallen worden. Schwer verletzt. Der Hausdiener holt den Arzt.“
„Wann war das?“
„Etwa, ziemlich genau um zwölf“, gab Randad zögernd an.
Der Korpulente zog eine Uhr aus der Westentasche. „Jetzt ist es eins“, sagte er. „Schöne Strecke von Pöseldorf hierher. Sind Sie zu Fuß gegangen?“
Randad fuchtelte mit der Hand. „Wir sollten uns nicht länger aufhalten. Draußen wartet eine Droschke. Mit dem Automobil sind wir im Nu dort.“
„Was Sie nicht sagen. Henne“, wandte der Korpulente sich an den Wachtmeister, „holen Sie die Inspektoren Harder und Rehmann. Wie viele Sitze hat Ihr Wagen, Herr Graf?“
„Sechs hinten und einer neben dem Fahrer. Marke Phänomen.“
„Mit dem Fahrrad wären wir schneller. Henne, sagen Sie auch Goericke Bescheid.“
Der Wachtmeister führte den Befehl aus.
„Sie sind kein Liebhaber des Automobils, Herr…“ setzte Randad an.
„Schlanbusch, Regierungsdirektor Dr. Schlanbusch. Ich bin der Leiter der Kriminalpolizei.“
Randad nickte mehrmals. „Gut zu wissen, dass die Angelegenheit in den allerhöchsten und allerbesten Händen ist.“
Henne kam mit den anderen Kriminalpolizisten zurück.
„Abmarsch, meine Herren“, ordnete Schlanbusch an. „Alles weitere auf dem Weg.“
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In der Villa Rabenstraße kümmerte sich der Arzt um die bewusstlose Pensionswirtin. Ihr Gesicht, ihre Hände waren mit Blut beschmiert, die Haare blutgetränkt. Straßenrausch und Alsterbrandung wehten durch die offene Verandatür.
„So haben Sie sie gefunden?“, fragte der Arzt.
„Genauso“, antwortete Marie, „in dieser Unordnung.“
„Nein“, korrigierte Karin Randad. „Sie lag unter dem Schrank.“
„Richtig“, rief der Arzt aus. „Sonst wären die Abschürfungen nicht zu begreifen.“
„Davon habe ich nichts gesehen, dass sie unter dem Schrank lag“, versetzte Marie.
„Ich habe ihn hochgehoben“, erklärte Karin.
„Sie?“ Marie lächelte. „Vergebung, Frau Gräfin, den Schrank würde nicht mal ich mir zutrauen.“
„Später, meine Damen“, unterbrach der Arzt. „Ihre Frau von Horsten schwebt zwischen Leben und Tod. Der Schädel ist an einigen Stellen nicht nur gerissen, sondern auch gespalten, so dass Gehirn ausgetreten ist. Sehen Sie dort die grauen Flocken in der Blutlache?“
Mit einem Seufzer fiel Karin Randad in Ohnmacht. Die verletzte Wirtin stöhnte bei halbem Bewusstsein.
„Fällts um, das Prinzesschen“, höhnte Marie.
„Gnädigste, bitte“, wies der Arzt sie zurecht. „Helfen Sie lieber. Etwas Wasser ins Gesicht bringt die Dame wieder auf die Beine.“
„Ich werde endlich mal die Verandatür schließen“, entschied Marie stattdessen.
„Ein Verbrechen“, sinnierte der Arzt, während er sich um Karin Randad bemühte.
„Na, hören Sie mal!“, empörte sich Marie. „Die Tür zu schließen…“
„Unsinn!“, fuhr der Arzt sie an. „Sie werden die Tür offen lassen und nichts verändern, bis die Polizei eintrifft. Die muss Spuren sichern. Auf den Kopf Ihrer Herrschaft wurde mit einem Beil oder Hammer eingeschlagen, ehe der Schrank fiel.“
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Auf der Fahrt vom Stadthaus zur Rabenstraße sei den Polizisten der starre Blick Randads aufgefallen, notierte später eine Zeitung.
„Sie, Herr Graf, wohnen also bei der Geschädigten?“, fragte der Polizeichef.
„Ja.“
„Und üben Sie einen Beruf aus?“
„Kaufmann.“
„Ist sie vermögend, Ihre Wirtin?“
„Ich weiß nicht.“
„Oder doch ein Unfall?“
„Kann sein.“
„Wie lange haben wir gebraucht, Henne?“, erkundigte sich Schlanbusch, als das Automobil in die Rabenstraße einbog.
„Zwanzig Minuten, Herr Regierungsdirektor“, antwortete der Wachtmeister.
Im Treppenhaus der Pension empfingen sie ein Schupo und der Arzt.
„Die Verletzte musste fortgebracht werden“, erklärte der Arzt. „Sie dürfte mittlerweile im Hafenkrankenhaus angekommen sein. Ein Sekundärarzt betreut sie.“
„Wer sind Sie?“, erkundigte sich Schlanbusch.
„Doktor von der Porten. Meine Praxis ist am Mittelweg.“
Der Polizeichef sah von einem zum anderen. „Der junge Mann?“, fragte er weiter.
„Rudolf Tantow. Ich arbeite im Haus. Graf Randad schickte mich nach einem Arzt aus. Er hat sie entdeckt.“
„Ich wollte gerade gehen“, erklärte Randad eilig. „Ich hatte mich von meinem Sohn verabschiedet, als ich ein Geräusch hörte.“
Karin Randad, benommen auf einem Stuhl, seufzte leise.
„Der Vorfall hat meine Frau stark mitgenommen, wie Sie selbst sehen“, kommentierte Randad.
„Das Blut macht ihr zu schaffen“, warf Marie ein. „Das ausgelaufene Hirn.“
„Und Sie?“, fragte Schlanbusch.
„Ich bin die Köchin“, antwortete Marie. „Ich weiß von nichts.“
„Die junge Dame?“, fragte Schlanbusch weiter.
„Fräulein Schönsee, Herr Rat.“
„Unsere Kinderschwester“, ergänzte Randad.
„Kränkelt Ihr Kind, Graf?“, wollte der Polizeichef wissen.
„Mein Sohn ist sehr zart“, führte Randad aus. „Das viele Reisen setzt ihm zu. Aber die Geschäfte zwingen mich in unserer Zeit mobil, rapid und biegsam wie Schilf zu sein, immer unterwegs im Kreislauf der Marktwirtschaft.“
„Ihre politische Einstellung tut nichts zur Sache“, unterbrach Schlanbusch. „Harder, Goericke, Rehmann! Sie nehmen die Personalien auf. Den Doktor brauche ich noch.“ Er wandte sich an den Schupo. „Sie können zurück zu Ihrer Wache.“
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Unter ihren Schritten knirschten Scherben, als der Polizeichef und Wachtmeister Henne den Tatort inspizierten.
„Machen Sie doch mal die Tür zu, Henne“, ordnete Schlanbusch an und wies zur Veranda.
„Lassen Sie das!“, protestierte der Arzt.
„Was fällt Ihnen ein?“, erstaunte sich Schlanbusch.
„Wollen Sie sie nicht untersuchen?“, fragte der Arzt. Und als ihn der andere verständnislos ansah: „Die Verandatür! Fingerabdrücke und dergleichen.“
„Fingerabdrücke?“
„Ja, nun… Wer hat die Tür geöffnet? Ist vielleicht jemand durch den Garten eingedrungen?“, erläuterte der Arzt.
„Das werden die Verhöre schon erbringen“, beschied ihn Schlanbusch.
„Also sichern Sie keine Fingerabdrücke?“
„Wir sind nicht in Berlin, Doktor. Wir bekommen unsere Ganoven auch ohne solche Tricks hinter Gittern, auf die gute alte Art.“
„Tricks?“, stutzte der Arzt. „Wenn Sie glauben…“
„Wir sind dafür nicht eingerichtet“, erläuterte Wachtmeister Henne. „Eine Kartei von Fingerabdrücken ist eine gewaltige Aufgabe. Die müsste zunächst aufgebaut werden, von ausgebildeten Leuten, die wir nicht haben. Wir verfügen nicht einmal über eigene kriminaltechnische Labors. Und vergessen Sie nicht die Inflation.“
„Was politisieren Sie da, Henne?“, brummte Schlanbusch.
„Verzeihung, Herr Regierungsdirektor.“
„Zertrümmertes Porzellan“, stellte Schlanbusch fest.
„Kaffeebohnen“, fügte Henne hinzu.
„Bücher“, sagte Schlanbusch.
Sie fuhren mit der Inspektion des Fußbodens fort.
„Ein, nein, zwei Paar Handschuhe“, zählte Henne. „Noch mehr Scherben.“
„Hier“, sagte der Polizeichef, „am Bücherschrank hat sich wer mit Eisen zu schaffen gemacht. Hat anscheinend ziellos am Schloss herumgekratzt. Suchen Sie doch mal Schlüssel, Henne.“
Schlanbusch wandte sich an den Arzt, der geschwiegen hatte. „Wie waren die Verletzungen?“
„Drei Wunden vor allem“, antwortete der Doktor, „tiefe Löcher in der Schädeldecke. Von einem Beil oder Hammer.“
„Sehen Sie hier sowas?“, fragte Schlanbusch seinen Untergebenen.
Henne zuckte die Achseln. Er war im Schlafzimmer und hob einen Morgenrock vom Diwan. In einer der Taschen steckte ein Schlüsselbund
„Eine Kassette“, meldete er, nachdem er mit einem der Schlüssel den Garderobenschrank geöffnet hatte.
„Ausländisches Geld“, beschrieb er den Inhalt. „Aktien. Brillantschmuck. Ob er es darauf abgesehen hatte?“
„Und der Graf hat ihn gestört“, setzte Schlanbusch die Überlegung fort. „Oder?“
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„Genau um halb zwölf habe ich das Haus verlassen“, sagte Marie.
„Genau?“, fragte Henne nach.
„Ich sehe immer auf die Uhr, wenn ich aus dem Haus gehe. Falls mich einer fragt. Falls meine Herrschaft mich fragt.“
„Was machte Rudolf?“
„Der war noch beim Schuster. Der Graf hatte ihm aufgetragen, Stiefel abzuholen. Und ihm sogar Geld mitgegeben.“
„Na und?“ Henne begriff nicht.
„Für den Schlachter hat die Wirtin ihre letzten Pfennige hergegeben“, ereiferte sich die Köchin. „Der Graf geruhte nicht, seine Miete zu zahlen. Sonst wohnt niemand bei uns. Morgen sollte ein anderer Graf, ein Nobile oder so ähnlich, einziehen, italienischer Konsul, hat es geheißen.“
„Halb zwölf sind Sie also aus dem Haus“, wiederholte Henne. „Zum Schlachter, ja? Zu welchem?“
„Grindelhof Ecke Schlüterstraße“, sagte Marie.
„Ziemlich weit“, wunderte sich Henne.
„Pöseldorf ist teuer, Herr Wachtmeister“, klärte ihn die Köchin auf.
„Ihre Herrschaft ist nicht reich?“, fragte der Wachtmeister. „Oder nur geizig?“
Marie zögerte zunächst.
„Man hat ihr in der Nachbarschaft mehr angedichtet als da war. Der Glanz ihrer Gäste – was die Leute sich einbilden. Schmuck hat sie wohl und Anleihescheine.“
„Und Devisen“, ergänzte Henne.
„Möglich“, wich Marie aus.
„Was Sie von Devisenvergehen wissen, ist mir gleichgültig“, winkte Henne ab. „Ich suche einen Raubmörder.“
Marie erschrak. „Ist sie schon tot?“
„Viel fehlt nicht. Wer es getan hat, ist ein Raubmörder – ob es ihm gelungen ist, die einzige Zeugin zu beseitigen oder nicht. Sie kennen die graue Kassette mit Devisen im Garderobenschrank von Frau von Horsten.“
„Ich hatte sie noch gefragt, warum sie die Dollars und Gulden nicht eintauscht“, erzählte Marie. „Geizig war sie wirklich nicht, durfte alles was kosten, aber sie rechnete messerscharf. Morgen würde ein neuer Mieter einziehen und zahlen, und die Schulden des Grafen hätte sie mit aller Gewalt eingezogen, damit sie ihre kostbaren Devisen, ihre Reserve, nicht anrühren müsste.“
„Mit aller Gewalt“, horchte Henne auf.
„Wie man so sagt.“
„Von solchem Schlag ist Ihre Herrschaft?“
„Sie geht über Leichen.“
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„Ihr Mann hat die letzte Miete nicht bezahlt“, begann Henne das Verhör von Karin Randad.
„Er wollte es am Morgen tun, sagte er.“
„Frau von Horsten hat Ihren Mann schriftlich abgemahnt und wollte Sie hinauswerfen. Frau von Horsten hätte Sie hinausgeworfen.“
Sie sah an Henne vorbei. „Mein Mann sagt nie etwas, wenn er Rechnungen bekommt.“
„Wie hoch ist die Miete?“, fragte Henne.
„Dreihundert Goldmark ungefähr.“
„Eine Stange Geld.“
„Meine Eltern in Finnland unterstützen uns.“
„Durch Devisen, mit denen Sie Wechselkursgewinne machen.“
„Das Geschäftliche erledigt mein Mann.“
„Tja“, machte Henne und ließ das Thema fallen. „Was haben Sie von dem Überfall bemerkt?“
„Gar nichts“, sagte Karin Randad rasch. „Doch… es gab einen Krach. Das wird der Schrank gewesen sein, als er umfiel.“
„Sie haben den Schrank allein hochgehoben?“
„Es verwundert mich selbst. Die Aufregung muss mir Kraft verliehen haben. Man konnte die Frau nicht darunter liegen lassen!“
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„Stimmt“, sagte die Kinderschwester zu Henne, „einen lauten Schlag habe ich auch gehört. Trotzdem Rudolf mit dem Vacuumreiniger hantierte und das Kind plärrte. Der Graf hatte sich gerade von seinem Sohn verabschiedet. Den hat das nicht gerührt.“
„Wann hörten Sie den Schlag?“
„Gegen zwölf Uhr, schätze ich.“
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„Um zwölf, kurz vor zwölf war ich vom Schuster zurück“, erinnerte sich der Hausdiener. „Dann gleich in den ersten Stock. Musste noch die Zimmer für die neuen Mieter herrichten.“
„Wie kommen Sie mit Ihrer Herrschaft aus?“, fragte Henne.
„Geht so.“
„Soll heißen?“
„Sie ist ein Drachen.“
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„Ich kann Ihnen nicht mehr sagen.“ Randad verschränkte die Arme.
„Sie lag unter dem Schrank, als Sie sie fanden?“, fragte Henne.
„Nur eine blutige Hand und die Füße schauten hervor.“
„Sie haben sie nicht unter dem Schrank herausgezogen?“
Randad wedelte mit den Händen.
„Ich erinnere mich nicht. Ich war zu echauffiert.“
„Ihre Frau hat das getan“, erwähnte Henne.
„Tatsächlich?“
„Und dann sind Sie schnurstracks zum Stadthaus gekommen.“
„Ja.“
„Wie?“
„Was?“
„Warum haben Sie so lange gebraucht?“, fragte Henne scharf.
Randad wedelte. „Die Aufregung. Ich bin bloß gerannt. Ehe ich mich besinnen konnte, war ich am Stephansplatz, und bin in die erstbeste Straßenbahn gesprungen, die Sechsundzwanziger. Erst drinnen habe ich gemerkt, dass es die falsche Linie ist. Vor der Kunsthalle habe ich ein Automobil genommen.“
„Der Wachtmeister, den Rudolf alarmiert hat, war lange vor uns in der Pension“, sagte Henne.
Randad rutschte auf dem Stuhl herum. „Ich sage doch, ich war durcheinander.“
„Marie war zum Schlachter, Rudolf im ersten Stock, Sie, Ihre Frau und Fräulein Schönsee im zweiten“, fasste Henne zusammen. „Richtig? Und dann gab es einem Bumms.“
„So war es.“ Randad überlegte. „Und wo Sie es sagen… Als ich in das Zimmer kam, da… war ein Schatten, da sah ich eine Gestalt durch den Garten laufen.“
„Ach?“ Henne beugte sich vor.
„Frau von Horsten habe ich unter dem Schrank zuerst gar nicht gesehen, nur das Durcheinander; ich dachte an einen Einbruch, und dann diese Bewegung in der Verandatür…“ Randad stockte. „Ich bin dem Mann nach, bevor ich mich um die Verletzte kümmerte. Im Garten und auf der Straße war niemand.“
„War das bevor oder nachdem Sie geschrien haben?“
„Geschrien?“
„Daraufhin kam Rudolf nach unten.“
Randads Miene zeigte Ratlosigkeit. „Das wird gewesen sein, nachdem ich dem Mann folgte. Erst dann sah ich die Unglückliche unter dem Schrank.“
„Ein fremder Mann also“, fragte Henne nach.
„Die Sache hat mich so verwirrt, dass ich es fast vergessen hätte.“ Randad zwirbelte seinen Bart.
„Wie sah er denn aus?“
Randad machte eine unbestimmte Geste. „Ich habe ihn ja nur kurz gesehen. Etwa meine Größe? Und er trug eine Mütze, eine dunkle Mütze. Und einen Sweater. Blau, ein blauer Sweater.“
„Sein Gesicht haben Sie nicht gesehen?“
„Nein, nein“, wehrte Randad ab, „nur den Rücken.“
„Sie haben Ihre Miete nicht gezahlt, Herr Graf.“
Randad fuhr auf. „Sie gehen zu weit, Herr Kriminalwachtmeister.“
„Ihre Gattin macht daraus kein Geheimnis“, erwiderte Henne ruhig.
„Meine Gattin! Meine Vorfahren hätten sich mit Ihnen duelliert, Herr!“ Randad sank zurück. „Aber lassen wir das. Ich habe meine Miete bezahlt. Teilweise. Fünfzig Mark. Gestern Abend fünf Mark und heute morgen fünfundvierzig. Ich wollte das gestern schon erledigen, aber ich hatte meine Börse im Klub verloren.“
„Fünfzig – also ein Sechstel Ihrer Miete“, rechnete Henne vor.
„Mit Frau von Horsten war alles besprochen“, sagte Randad. „In den nächsten Tagen erwarte ich Geld, dann hätte ich den Rest beglichen.“
„Geld woher?“
„Geht Sie das etwas an?“
„Geld von den Eltern Ihrer Frau?“
Randad resignierte. „Wenn Sie es längst wissen… ja.“
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„Sie hatten oft Streit mit Ihrer Herrschaft?“, fragte Henne den Hausdiener.
„Wer sagt das?“
„Worüber haben Sie gestritten?“
„Nichts Besonderes“, antwortete Tantow. „Sie findet immer etwas zum Mäkeln. Rudolf, warum ist der Ring an der Portiere noch nicht ersetzt? Rudolf, der Teppich starrt von Schmutz! Rudolf, räumen Sie den Dachboden auf!“
„Und Sie haben Widerworte gegeben“, meinte Henne.
„Und ob“, gab Tantow zu. „Mit Marie zankt sie sich auch dauernd.“
„Das geht tüchtig an die Nerven“, vermutete Henne.
„Ich bin noch nicht lange im Haus. Hausdiener ist nicht mein Traumberuf, das sage ich Ihnen. Ich habe mich schon nach anderer Arbeit umgesehen. Leicht ist es nicht.“
„Ihre Herrschaft auszuhalten?“
„Arbeit zu finden.“
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„Ihre Herrschaft ist ein Drachen“, konstatierte Henne.
„Kann man wohl sagen“, bestätigte Marie.
„Sie hat Rudolf oft getrietzt.“
Marie lächelte. „Das Muster eines Hausdieners ist er nicht.“
„Er hat sich zur Wehr gesetzt.“
Marie hob die Schultern. „Das verträgt sie. Ich habe mich auch ständig mit ihr in den Haaren. Das ist nun mal der Ton in diesem Haus. Rudolf ist zu empfindlich für so eine Arbeit. Er ist nicht zum Buckeln geboren.“
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„Ich wars nicht“, schrie Tantow, als er im Treppenhaus der Villa Rabenstraße festgenommen wurde. „Sie sind wohl übergeschnappt? Ich bin unschuldig! Ich habe Staub gesaugt, als der Schrank fiel. Haben doch alle den Vacuumapparat gehört.“
Henne schüttelte den Kopf. „Den haben Sie angeschaltet, bevor Sie sich über die Treppe nach unten schlichen.“
„Lassen Sie mich los, loslassen, ihr Säcke!“ Tantow strampelte zwischen den Inspektoren Harder und Rehmann, die ihn festklammerten. „Rührt mich nicht an!“
„Schnauze, Rudolf!“, fuhr Schlanbusch dazwischen. „Sie sind überführt.“ Er zeigte auf die Gegenstände, die Wachtmeister Goericke in der Hand hielt. „Dies haben wir in Ihrem Kellerzimmer gefunden: ein blutiges Beil, einen blutigen Reifenheber, Blut an Ihren Stiefeln. Gestehen Sie schon.“
„Wo bin ich denn?“ Tantow tat erstaunt. „Blut soll das sein? Keine Ahnung, wie das dahin kommt.“
„Ihre Herrschaft hat Ihnen zugesetzt, und Sie sind ausgerastet“, erklärte Henne. Er hielt einen Hammer hoch. „Oder haben Sie es damit getan? Marie sagt, der gehört nicht zum Haus. Gehört er Ihnen?“
„Den werden die Handwerker vergessen haben, die letzte Woche hier waren“, verteidigte sich Tantow.
Schlanbusch brummte. „Bringen Sie mich nicht zum Lachen.“
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„Ich fühle mich oft so verlassen, Karin“, klagte Randad am Abend des Tattages seiner Frau.
„Was soll ich darauf sagen, Alex?“ Sie sah ihn nicht an. „Du weißt, warum du einsam bist.“
Er trat an das Fenster des Wohnzimmers und blickte auf den Garten hinaus. „Ja, ja, ich weiß, ich weiß“, sagte er schließlich. „Ich bin selbst Schuld.“
„Nicht so, Alex“, erwiderte Karin unwillig. „Hast du der Polizei die Wahrheit gesagt?“
Randad fuhr herum. „Was redest du? Weißt du nicht, was passiert ist?“
„Weiß ich das wirklich?“ Sie sah ihn streng an. „Mich täuscht du nicht mehr. Nachdem du mich meinen Eltern entführt hattest, hast du bald die Maske fallen lassen. Ich hatte zwei Jahre Zeit, deine Verstellungen und Täuschungen zu studieren. Das Leben ist kein Roman. Und du bist nicht der Held, für den du dich hälst.“
„Gerede, nur Gerede.“ Randad widmete sich wieder dem Fensterausblick.
„Das sagst ausgerechnet du.“ Sie lachte auf. „Aus dieser Geschichte wirst du dich nicht herausreden können.“
„Worauf willst du hinaus?“, fragte Randad, während er weiter die Schatten einer Straßenlaterne im Gebüsch beobachtete.
„Wo warst du, als der Schrank fiel?“
Randad drehte sich um. „Bei dir!“
„Ich war allein im Schlafzimmer, als ich den Fall hörte“, versetzte Karin.
„Und ich war im Wohnzimmer.“
„Etwas später, ja.“
Randad hob die Hände zu einer großen Geste. „Wie soll ich in den paar Sekunden vom Erdgeschoss in die zweite Etage gekommen sein? Glaubst du, ich kann zaubern?“
Karin schwieg und sah ihren Mann eindringlich an. „Vielleicht“, sagte sie dann, „vielleicht glaube ich das manchmal.“
Es klopfte an der Tür, die Kinderschwester steckte den Kopf herein.
„Was gibt es, Fräulein Schönsee?“, fragte Randad.
„Das Kind schläft.“
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Derselbe Abend, etwas später.
Marie wusch in der Kellerküche Geschirr. Am Tisch saß die Kinderschwester und aß ein Brot.
„Was denken Sie, Fräulein Schönsee“, fragte Marie, „hat Rudolf es getan?“
„Ich kann das nicht beurteilen.“
„Also, ich kann mir das nicht vorstellen“, sagte die Köchin.
Geschirr klapperte in der Spüle, Fräulein Schönsee aß.
„Marie, erinnern Sie sich“, fragte die Kinderschwester, „Donnerstag letzter Woche bekam Frau von Horsten doch ein Päckchen.“
Marie hielt mit im Spülen inne. „Mit Wein, ja.“
„Ich habe mich mit ihr darüber unterhalten“, berichtete die Kinderschwester. „Sie fand das Geschenk sehr sonderbar. Haben Sie die Flasche noch?“
„Weiß nicht“, antwortete Marie. „Müsste nachsehen.“
„Frau von Horsten wunderte sich“, fuhr die Kinderschwester fort, „dass die Sendung keinen Absender trug. Sie fand das verdächtig. Nach heute kommt mir das erst recht rätselhaft vor.“
Marie spülte weiter. „Was soll seltsam sein an einer Flasche Wein?“
„Frau von Horsten wollte nicht davon trinken. Der Wein ist vielleicht vergiftet. Wir sollten ihn der Polizei abliefern.“
„Ach, glauben Sie, die Wirtin hatte eine Vorahnung?“
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„Sie als Beamte begreifen nicht, wie das ist“, sagte Rudolf Tantow zu dieser Zeit beim Verhör im Stadthaus. „Lieber heute als morgen hätte ich gekündigt. Lieber in einer Fabrik schuften als diese Schleimscheißerei. Den Dreck wegputzen, den der Graf und seine Bagage hinterlassen. Sie müssten mal das Klo sehen… Graf! Den hohen Herrn spielen, Dienstboten herumschubsen, geschniegelt und gelackt, gedrechselte Sätze absondern – aber nicht dafür blechen. Heute haben wir den vierten; am ersten wäre mein Gehalt fällig gewesen. Aber weil Herr Graf nicht flüssig sind, kann die Wirtin mich nicht bezahlen. Und ich? Muss beiden weiter die Füße küssen. Für Gotteslohn. Und dann schauen Sie sich um! In den Straßen drängeln sich die Arbeitslosen. Da kommt man sich als Hausdiener schon privilegiert vor.“
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Wenige Tage später traf Kriminalwachtmeister Henne seinen Chef auf dem Korridor des Stadthauses.
„Herr Regierungsdirektor!“, rief er ihm zu. „Von wegen von Horsten! Personalienüberprüfung hat ergeben: Anna Emilie von Horsten, geboren am 29. März 1869 in Friedrichskoog ist eine geborene Numssen und eine geschiedene Schumacher. Hat sich was von wegen von.“
„Tscha“, machte Schlanbusch. „Basteln wir uns daraus ein Motiv für Rudolf? Klassenneid! Was wisst ihr Neues über ihn?“
„Keine Vorstrafen“, antwortete Henne. „Ist noch nicht lange in Hamburg. Kommt aus dem Osten. Die Marie hat ihn in der Pension untergebracht, sie kommt aus seiner Gegend, aus Tilsit.“
„Mager“, kommentierte Schlanbusch.
„Kommt wieder fetter“, lächelte Henne. Er hielt einen Ordner hoch. „Randad, Graf von und zu, Kapitänleutnant. Ha, ha. Alexander Heinrich Randad, nicht mehr und nicht weniger. Immerhin, die Randads sind eine alteingesessene hanseatische Kaufmannsfamilie. Beileibe keine Grafen. Und wenn unser schräger Kunde Kapitän ist, dann nicht in der deutschen Marine. Inspektor Harder hat nachgegraben. Das hier ist vom Betrugsdezernat.“ Henne zog ein Blatt aus dem Ordner. „Stammt aus einer Kieler Zeitung vom vergangenen Monat.“
Schlanbusch las: „Im Dienste seines Vaterlandes, hingestreckt durch einen Herzschuss als Opfer der kommunistischen Unruhen in Hamburg, verloren wir am 23. Oktober an der Seite seiner Kameraden als Vorbild heldenmütiger Tapferkeit und unerschrockenen Mutes unseren Führer, den Kapitän zur See Heinrich Randad zu Cordoba, Graf zu Cordoba, Burggraf von Zarapane, Ritter der Ehrenlegion, Ritter des Hausordens der Hohenzollern Erster Klasse, Träger des Pour le mérite, Ritter des Bayrischen Verdienstordens Erster Klasse, undsoweiter undsoweiter. Die Offiziere und Mannschaften der Brigade Randad, Abteilung Nord.“
„Nicht auszuhalten“, sagte Henne.
„Ganz eindeutig“, pflichtete Schlanbusch bei. „Und wozu das Ganze?“
„Den Sommer hat er in Laboe verbracht“, erklärte Henne. „Gewinne am Spieltisch, hohe Rechnungen; Verluste am Spieltisch, unbezahlte Rechnungen. Dachte sich wohl, seinen Gläubigern zu entwischen, wenn er als tot gilt.“
„Den Gutgläubigen.“
„Sogar uns hat er seine falschen Titel ins Gesicht gelogen“, gab Henne zu bedenken.
„Fortschritte mit Rudolf?“, wechselte Schlanbusch das Thema.
„Er ist unschuldig, dabei bleibt er. Aber hier“, Henne blätterte in seinem Ordner, „das chemische Gutachten über den Inhalt der Portweinflasche, die die Wirtin anonym erhalten hat, ist fertig: Morphium, Kokain und Novocain. Keine tödliche Dosis, aber ausreichend für eine starke Betäubung.“
„Fehlt noch der Absender.“
„Dazu gibts eine Spur. Harder war beim Lieferanten des Weins. Dort hat man ihm erklärt, dass die Aufschrift Muster auf dem Etikett nicht von ihnen stammt. Harder nimmt in der Villa Rabenstraße Schriftproben aller Bewohner.“
●
Randad und seine Frau promenierten beim Baumwall am Hafen.
„Wie die Spannten knacken“, schwärmte Randad. „Wie ungeduldiges Tierknurren.“ Er lauschte.
„Südamerika, wie wär das, Karin? Das Land ist weit und blau, nicht eng und grau wie hier. Hamburg, äh!“, machte er verächtlich. „Hamburg ist zu kleinkariert für mich.“
„Du hättest nicht heiraten dürfen, wenn du weiter von Aufbruch träumst, Alex. Mir gefällt Hamburg, und dein Sohn…“
„Mein Sohn, natürlich“, unterbrach er sie. „Er wäre bei deinen Eltern besser aufgehoben.“
„Aber ich trenne mich nicht von ihm“, wehrte sie sich.
„Du wärst bei deinen Eltern auch besser aufgehoben“, meinte er. „Wenn ich mich von euch trennen könnte.“
„Du wirst es vielleicht bald müssen“, sagte sie leise.
„Was meinst du?“
„Glaubst du wirklich, dass sie Rudolf noch lange als Täter festhalten?“
„Er ist doch offenbar schuldig“, hielt er ihr heftig entgegen.
„Wie kannst du das sagen“, empörte sie sich.
„Ich verstehe dich nicht.“
„Du verstehst mich ganz genau.“
Randad hob den Kopf. „Schau dort, der Dampfer!“ Er wies auf das Schiff. „Ah, ich hätte nicht übel Lust, eine Kreuzfahrt zu machen. Immerzu nur über das Meer schaukeln, ohne Ziel, ohne Grenzen.“
●
„Sieht gut aus für Rudolf“, meinte Henne.
„Soll heißen?“, fragte Schlanbusch.
„Die Expertise des Chemischen Staats-Laboratoriums über die Gegenstände aus seiner Kellerkammer liegt vor.“
„Lassen Sie hören.“
Henne las vor: „Der verdächtige, grünlich-rötliche, lackartige Fleck an der Schuhsohle rührte von einer Anilinfarbe mit grünlichem Schillerschein her, die sich in Eisessig mit rot-violetter Farbe löste und höchstwahrscheinlich einen Farbbestandteil der Schuhcreme bildete.“
„Ärgerlich. Und die Flecken auf dem Reifenheber?“
„Eisenrost“, antwortete Henne.
Der Polizeichef klopfte mit einem Aktendeckel auf den Schreibtisch. „Rudolf oder Randad. Was tippen Sie?“, fragte er.
„Löwenthal“, antwortete Henne.
„Veralbern Sie mich nicht, Wachtmeister!“
„Verzeihung, Herr Regierungsdirektor. Ich meinte den Fall Löwenthal, in den Randad verwickelt war.“
„Reden Sie.“
„Herbert Löwenthal wurde mit einer Schusswunde aufgefunden. Die Pistole lag neben ihm. Die Kollegen, die den Fall bearbeitet haben, waren mit der Selbstmord-Erklärung nicht zufrieden und haben das Milieu des Täters ausgeforscht. Randad ist in der Sache vernommen worden.“
„Weshalb er?“
„Er war der Geliebte der Ehefrau des Toten.“
„Sieh mal an!“
„Und das ist nur ein zwielichtiger Vorgang, bei dem die Behörden den falschen Grafen in Verdacht hatten. Diese Briefbögen hat das Sicherheitsbüro in Wien beschlagnahmt.“
Der Polizeichef nahm das lila Blatt mit dem prunkvollen Wappenkopf. „Corti de sun Altezza de Principe Randad de Cordoba“, las er.
„Im Herbst vor drei Jahren“, berichtete Henne, „arbeitete Randad in einer Wiener Spedition. Indem er durchblicken ließ, von edlem Geblüt zu sein und eine dramatische Geschichte dazu erzählte, weshalb er sein Auskommen als kleiner Angestellter fristen musste, verführte er eine Kollegin – vor allem dazu, ihm ihr Erspartes zu überantworten für eine besondere Mission, die er zu erfüllen hätte. Plötzlich ist er aus Wien verschwunden. Seine Zimmerwirtin… verklagte ihn um zweihundertfünfzigtausend Kronen Miet- und Heizschulden. Zwei Sofakissen soll er auch mitgenommen haben.“
„Daher.“
Henne hob einen Finger.
„Seine verlassene Verehrerin“, fuhr der Wachtmeister fort, „lieferte den Wiener Kollegen eine Depesche ab, die sie bald nach Randads Verschwinden erhalten hat: Der Prinz sei als Pilot mit einem Flugzeug bei Regensburg abgestürzt.“
Schlanbusch seufzte.
Henne sprach schon weiter: „Etwas später bekommt sie einen Brief vom vermeintlichen Bruder ihres Prinzen: Er sei mit ihrem Namen auf den Lippen gestorben.“
„Hören Sie auf, Henne. Oder haben Sie noch mehr?“
„Schon. Ein Lebenslauf wie aus dem Illustriertenroman. Die letzten Verhöre in diesem Jahr hatte Randad in einer Entführungssache zu bestehen. Offenbar hat er sich herausgeschwindelt.“
„Wen soll er entführt haben?“
„Eine fünfzehnjährige Lehrerstochter. Ihr Onkel, ein Malermeister, hat Randad auch in der Villa Rabenstraße besucht. Die Köchin Marie hat das bestätigt. Es ist wohl sicher, dass Deutschmann, der Lehrer, seine Tochter dem Randad gegen Bezahlung sozusagen zur Aufbewahrung gegeben hatte; warum, wurde nicht aufgeklärt. Später, als sie von daheim verschwand, glaubte der Vater, Randad hielt sie vor ihm versteckt.“
„Eine verworrene Geschichte. Wo ist die Deern geblieben?“
„Die Sache wurde nicht weiter verfolgt.“
„Tscha.“
„Nicht wahr?“
„Noch mehr?“, fragte Schlanbusch müde.
Henne legte wieder los: „Ende Januar diesen Jahres ist Randad am Alsterdamm verhaftet worden, als Rädelsführer eines Aufmarsches. Im Anschluss an eine Versammlung, bei der er gegen das System gehetzt hatte, dirigierte er etwa dreihundert grölende Mann in Viererkolonnen vom Curiohaus zum Dammtor. Dort gabs die ersten Schlägereien. Bis die Schupo Verstärkung geholt hatte, war der Trupp an der Alster. Da gings dann erst richtig los. Der Graf wurde vorläufig festgenommen. Januar letzten Jahres hatte Randad einen Deutschen Bund gegründet, der alsbald polizeilich aufgelöst wurde; er war eine Nacht in Haft. Noch mal eine Nacht hat er sich am 9. November eingefangen, als ein Herr Hitler in München geputscht hat. Randad überbrachte, in vaterländischem Auftrag, wie er sagte, den Befehl eines mit dem Putsch verschworenen Generals zu einem Polizeioffizier. Der nahm ihn postwendend fest.“
„Was mag dabei für ihn herausgesprungen sein?“, überlegte Schlanbusch.
„Geld“, sagte Henne.
„Was sonst“ pflichtete Schlanbusch ihm bei. „Der sieht nicht nach einem Überzeugungstäter aus. Der hört sich gern reden, tritt gern groß auf, kommt sich sehr bedeutend vor. Prinz, Kapitänleutnant, Rädelsführer… habe ich was vergessen?“
„Unternehmer, zum Beispiel“, antwortete Henne und blätterte in seinen Unterlagen. „November vor zwei Jahren ging sein Karinol-Werk pleite.“
„Heißt die Frau nicht Karin?“
„Sein Kompagnon“, führte Henne aus, „offenbar ein echter Kaufmann, ist rechtzeitig vor dem Untergang ausgestiegen. ‚Er ist wie ein Kind‘, schrieb der Mann an Randads Mutter.“
„Was produzierten die denn?“
„Schulden vor allem. Eigentlich ein Mittel gegen Maul- und Klauenseuche.“
„Bezeichnend.“
Henne war noch nicht fertig. „Den Krieg hat Randad zur Hauptsache in Amerika verbracht, in den Vereinigten Staaten und Mexiko. Hat er seinen reichen Eltern zu verdanken. Die müssen ihm mit ihrem Vermögen manches Mal aus der Klemme geholfen haben. ‚Der verrückte Randad‘ ist er in einem englischen Gefangenenlager genannt worden, weil er mit dem Trick seine Entlassung betrieb.“ Henne blätterte. „Er hatte sich eine Weckuhr um den Hals gebunden, in Decken gehüllt und lief wie blöd durch das Lager, haben seine ehemaligen Kameraden ausgesagt.“
„Das wars jetzt aber wohl?“
„Das Beste habe ich noch nicht erwähnt. Randad hat zwei Monate in Pinneberg gewohnt, bei einem Doktor Fleisch- oder Beinhauer, das Protokoll kann sich da nicht entscheiden. Der hat Randad jedenfalls angezeigt: wegen Diebstahls von Morphium-Ampullen.“
„Tscha.“
●
Am 7. Dezember 1923 gegen halb sechs Uhr abends beugte sich im Hafenkrankenhaus die Schwester Else Glowsky über das Bett von Emilie von Horsten. Die Pensionswirtin war zum ersten Mal aus der Bewusstlosigkeit erwacht.
„Haben Sie Schmerzen?“, fragte die Schwester.
„Ja“, hauchte die Kranke und versuchte sich aufzurichten.
„Im Hinterkopf?“
„Ja.“
„Sind Sie denn geschlagen worden?“
„Ja.“
„Von wem denn?“
„Von Randad“, kam die klägliche Antwort.
„Wie ist der Name? Wer hat Sie geschlagen?“
„Randad.“
Die Patientin schloss die Augen und fiel in die Kissen zurück. Die Schwester lief hinaus und holte den Arzt.
„Rudolf, soll Rudolf Sie mal besuchen kommen?“, fragte dieser die Kranke. Er habe prüfen wollen, ob ihr Gedächtnis intakt sei, gab er später zu Protokoll.
„Ja“, antwortete Frau von Horsten.
„Und den Grafen Randad bringt er mit“, sagte der Arzt.
Die Patientin ächzte.
Der Arzt verließ das Krankenzimmer. Vom nächsten Telefon aus rief er das Stadthaus an.
●
Am 13. Dezember 1923 erschienen Schlanbusch und seine Männer erneut in der Villa Rabenstraße.
„Sie schon wieder!“, empfing Marie sie. „Wann lassen Sie Rudolf frei?“
„Ist Randad in seiner Wohnung?“, wollte der Polizeichef wissen.
„Auf den haben Sie es jetzt also abgesehen. Er ist oben.“
Die Polizisten stiegen die Treppe in den zweiten Stock hinauf und klopften an der Wohnungstür. Randad selbst öffnete.
„Herr Regierungsdirektor“, begrüßte er die Besucher. „Was verschafft mir die Ehre?“
Schlanbusch ignorierte ihn. „Henne, fangen Sie mit der Durchsuchung an.“ Henne, Harder und Goericke drangen an Randad vorbei in die Wohnung ein.
„Was fällt Ihnen ein!“, protestierte der entlarvte Graf.
„Wir nehmen Sie fest, Herr Randad“, kündigte Schlanbusch ihm an.
„Aber… warum?“
„Frau von Horsten geht es erheblich besser inzwischen.“
„Hat sie etwas gesagt? Hat sie den Täter erkannt?“
„Das mögen Sie sich selbst überlegen“, wich Schlanbusch aus.
„Hat sie gesagt, dass ich sie geschlagen habe?“, erregte sich Randad. „Das ist eine Lüge!“
„Das kennen wir, Herr“, beschied ihn Schlanbusch und winkte Wachtmeister Goericke heran. „Abführen!“
Während Randad nach unten gebracht wurde, sah sich Schlanbusch in der Wohnung um. „Was gefunden?“, fragte er Henne.
„Reichlich, Herr Regierungsdirektor“, antwortete dieser und wies seine Beute vor. „Wie erwartet: Morphium-Ampullen. Außerdem ein Beutelchen mit weißem Pulver. Kokain vermutlich. Und hier, ein Buch: ‚Arzneiverordnungen‘ von Professor Doktor Rabow. Enthält Giftrezepte. Ja, und für alle Fälle dies hier: das Strafgesetzbuch in Taschenausgabe.“
„Wo war das Zeug?“, erkundigte sich Schlanbusch.
„Im Wäscheschrank, hinter dem Sofapolster. Versteckt. Wohl kaum vor uns, eher vor seiner Frau.“
●
Im Arrestposten des Stadthauses schloss sich die Gittertür hinter Randad. „Wollen Sie mir nicht sagen, warum Sie mich festhalten?“, fragte er Henne.
Der zuckte die Achseln. „Aus den Maßnahmen können Sie ersehen, dass schwerwiegendes Material gegen Sie vorliegt. Im übrigen können Sie doch selbst Ihre Schlüsse ziehen aus den Andeutungen, die Ihnen der Herr Regierungsdirektor gemacht hat.“
„Das soll heißen, dass Frau von Horsten mich als den Täter bezeichnet hat.“
„Ich kann Ihnen dazu nicht mehr sagen. Sie werden darüber noch hören.“
Randad ballte die Fäuste. „Demjenigen, der soetwas behauptet, sage ich, das ist eine Lüge.“
„Angenommen, Frau von Horsten hätte Sie als ihren Angreifer erkannt“, sagte Henne. „Dann wäre sie eine Lügnerin? Warum sollte sie lügen? Was gewänne sie dabei?“
Randad schüttelte den Kopf. „Nicht die Frau ist eine Lügnerin, sondern derjenige, der mir sagt, ich hätte sie überfallen. Wenn mir einer das erklärt, dann bin ich fertig. Wie kann man überhaupt einer Verletzten Glauben schenken? Die Frau weiß doch überhaupt nicht, was sie sagt!“
Henne fixierte Randad. „Lieber Herr, alles spricht gegen Sie. Sie müssen sich für Ihre Verteidigung etwas Gescheiteres einfallen lassen. Wenn Sie Entlastendes vorzubringen haben, lassen Sie es mich wissen. Ich will sehen, wie ich Ihnen helfen kann.“
„Wie wollen Sie mir helfen?“ Randad ließ sich auf eine Bank fallen. „Sie helfen mir am besten, indem Sie mir Ihren Revolver leihen.“
●
„Ihre Handschrift ist auf dem Etikett der Portweinflasche, die Frau von Horsten am 29. November zugestellt wurde“, hielt Schlanbusch Randad im ersten förmlichen Verhör vor.
„Ein Justizirrtum!“
„Sie waren ihr die Miete schuldig“, fuhr Schlanbusch ungerührt fort. „Sie hat sich von Ihnen nicht bequatschen lassen und hätte Sie an die Luft gesetzt. Ergo…“
„Sie hätte die Miete am sechsten oder siebten bekommen und hatte sich damit einverstanden erklärt“, widersprach Randad. „Außerdem: Ich war im zweiten Stock, als der Schrank fiel. Ich habe Zeugen, Herr Regierungsdirektor.“
„Schöne Zeugen. Angenommen, die Kinderschwester irrt sich. Dann hängt Ihr Alibi allein an der Aussage Ihrer Frau. Würde die nicht für Sie lügen?“
Randad wurde unruhig. „Mir ist schlecht“, stöhnte er. „Wasser, ein Glas Wasser, bitte.“ Mit einem Seufzer fiel er vom Stuhl.
Schlanbusch sprang hinter seinem Schreibtisch auf. „Da hört sich ja alles auf. He, Randad, hoch mit Ihnen! Henne, machen mal. Der feine Herr markiert den Empfindlichen.“
Henne rüttelte den Häftling. „Herr Randad, aufstehen.“
Randad stöhnte bei geschlossenen Augen.
„Komm schon hoch, Mann“, schnauzte ihn Henne an.
„Hören Sie auf mit dem Theater“, schimpfte Schlanbusch.
Plötzlich erhob Randad sich. „Was? Ich soll kein Theater spielen? Das sagen Sie mir? Sind Sie schon mal wegen Mordverdachts verhaftet worden? Meinen Sie, das sei mir egal?“ Drohend baute er sich vor den beiden anderen auf. „Mir, verehrte Herren, jedenfalls ganz und gar nicht; mir geht das gewaltig gegen die Ehre!“
„Schluss jetzt“, entschied Schlanbusch. „Henne, bringen Sie den Kerl raus!“
Der Wachtmeister nahm Randad beim Arm und führte ihn ab.
„Einem gewieften Lügner wie dem wird nicht leicht ein Geständnis zu entlocken sein“, bemerkte der Wachtmeister, als er zurückkam.
„Allerdings“, stimmte ihm Schlanbusch zu. „Und wir haben nur seine Handschrift auf der Weinflasche. So fassen wir ihn nicht. Er hat es getan, ich weiß es. Aber es ist ihm nicht zu beweisen. Wie hat er seine Wirtin überfallen können, wenn er im zweiten Stock war, als der Schrank fiel?“
„Vielleicht ist der Schrank später gefallen“, überlegte Henne, „als Randad schon nicht mehr im Zimmer war. Als die Verletzte versuchte, sich an ihm hochzuziehen, stürzte er um.“
„Das würde alles nur noch komplizierter machen. Also vergessen Sie es. Nein, ich glaube eher, seine Frau lügt.“
„Und was machen wir mit ihr?“, erkundigte sich Henne.
„Wir nehmen sie in die Mangel“, beschloss der Polizeichef.
●
Wieder saß Randad in der Arrestzelle, gemeinsam mit anderen Gefangenen, Bodensatz der Großstadt, der zwischen Gefängnis und Verhör hier hereingespült wurde.
„Schnieke, das Bürschchen“, drängte sich eine Hure an ihn. „Und warum haben sie dich hochgenommen?“
„Ich bin unschuldig.“
„Jo, das sind wir alle. Wie die Neugeborenen. Ich hab sogar nen Hintern, der blank ist wie von nem Neugeborenen. Und weil ich ihn vorgezeigt habe, musste ich mit den Udls mit.“ Die Hure lachte laut und lange.
„Ach, lassen Sie mich in Frieden.“ Randad setzte sich neben einen schäbig gekleideten Mann. „Sie sind Arbeiter, nicht wahr?“, fragte er.
„Hä?“
„Was haben Sie angestellt?“
„Hab ne Kleinigkeit mitgehn lassn auf Arbeit.“
„Sie arbeiten im Hafen, nicht wahr?“
„Sieht man doch.“
Randad schwieg einen Moment. „Ich habe Gift dabei“, sagte er dann.
„Hä?“
„Ich bin unschuldig, aber die Schande, im Gefängnis zu sein… Erlauben Sie, dass ich mich vorstelle: Graf Randad. Allein, dass man mich verhaftet hat, beschmutzt die Ehre meiner Familie. Eher bringe ich mich um, als das zu erdulden.“
„Die Udls wern wissen, warum se Ihnen gegriffen ham“, versetzte der andere.
„Glauben Sie, die Polizei ist unfehlbar? Ahnungsloser! Ich werde mich umbringen, wenn ich mich von dem falschen Verdacht nicht befreien kann.“
„Wenn Se mein…“
Randad rückte näher und sprach leiser. „Sie können mir helfen. Sie könnten mein Leben retten.“
„Hä?“
„Ja! Wir tauschen die Kleider und Namen. Sie – also mich – wird man rasch entlassen. Und Sie ebenfalls, sobald man feststellt, dass Sie nicht ich sind.“
„Und was hab ich davon?“
„Ich werde Sie für Ihre Mühe natürlich entlohnen, fürstlich entlohnen. Hier, meine Karte.“
Der Arbeiter nahm das lila Billett und las: „Corti de sun Altezza… Versteh ich nich.“
„Prinz Randad de Cordoba, das bin ich.“
„Ich denk, Se sind Graf?“
„Wir tauschen einfach die Kleider“, begann Randad wieder. „Wenn Sie frei sind, holen Sie sich Ihre Belohnung ab. Was kann Ihnen schon passieren?“
„Nee, ich weiß nich. Die Udls wern ganz schön sauer sein, wenn se dat spitzkreegen.“
„Die Kleider zu wechseln ist doch nicht strafbar.“
„Weveel zahln Se denn?“
„Ja, nun…“ wand sich Randad.
„Ne Anzahlung wär auch nich schlecht.“
„Sie bringen mich in Verlegenheit. Man hat mir alles abgenommen, bevor man mich hierher brachte.“
„Na, denn, vergessen wirs, Herr Graf. Da müssn Se im Kittchen bleim.“
●
Am 15. Dezember 1923 führte Henne Randad in Schlanbuschs Büro. „Hier ist er, Herr Regierungsdirektor.“
„Ah ja. Sie haben etwas zu erklären, Randad?“
„Herr Doktor“, setzte Randad an. „Ich habe bisher nicht die Wahrheit gesagt.“
Er knetete seine gefesselten Hände und blickte zu Boden. „Ich sehe es ein, das war ein Fehler. Darf ich Sie unter vier Augen sprechen?“
„Schon wieder Theater?“ Schlanbusch machte eine Geste der Ergebenheit. „Na gut. Henne, gehen Sie mal raus.“
Als der Wachtmeister fort war, schwieg Randad.
„Ich warte“, sagte Schlanbusch.
„Ja, sehen Sie…“. Randad unterbrach sich und schaute den Polizeichef ergeben an. „Es fällt mir nicht leicht. Wenn ich geahnt hätte, dass Sie mich verdächtigen würden. Was man mir vorwerfen kann, ist, dass ich einem anderen habe helfen wollen. Nun aber ist es Zeit, Licht in diese entsetzliche Angelegenheit zu bringen. Durch die falschen Kombinationen der Polizei wird die Ehre Unschuldiger in den gemeinsten, dreckigsten Kot getreten.“
„Aufhören!“ Schlanbusch schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Wem wollten Sie helfen?“
„Verstehen Sie“, Randad zupfte seinen Spitzbart, „ich habe mein Ehrenwort gegeben.“
„Schluss jetzt mit den Mätzchen, raus mit der Sprache.“
„Nun, Rudolf, es war Rudolf“, erklärte Randad. „Er hat Frau von Horsten überfallen.“
„Was Sie nicht sagen.“
„Als ich das Geräusch hörte“, fuhr Randad fort, „den dumpfen Fall, da bin ich nach unten gelaufen, und dort stand er. Mein Gott, war ich erschrocken. Er hatte ein Beil und ein blutiges Tuch in den Händen. Ich hatte sogleich eine böse Ahnung und bin in Frau von Horstens Wohnung gegangen. Da lag sie dann.“
„Und kein fremder Mann im Garten.“
„Nein, das heißt doch. Ich habe jemanden fortlaufen gesehen und bin ihm gefolgt. Aber der Garten war leer.“
„Rudolf war das nicht?“, fragte Schlanbusch.
„Nein, nein, der stand noch im Korridor und flehte mich an, ihn nicht zu verraten.“
„Tscha.“
„Ich bedaure sehr die Unannehmlichkeiten, die Ihnen mein Schweigen bereitet hat. Es war ein großer Fehler, Rudolf zu decken.“
Der Polizeichef räusperte sich. „Ist das jetzt alles?“
„Ja, ich glaube.“
„Mein lieber Mann, das soll ich Ihnen abkaufen?“
„Fragen Sie Rudolf“, beharrte Randad.
Schlanbusch stand auf und öffnete die Tür. „Henne?“
„Hier.“
„Holen Sie Rudolf her.“
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„Wiederholen Sie es, Randad. Sagen Sie es Rudolf ins Gesicht“, forderte Schlanbusch.
„Was soll er sagen?“, fragte der Hausdiener.
„Tut mir Leid für Sie, Rudolf.“ Randad beugte demütig den Kopf. „Ich konnte nicht länger Stillschweigen bewahren. Ich habe dem Herrn Regierungsdirektor alles berichtet.“
„Wovon redet der?“, wandte sich Tantow an den Polizeichef.
„Ich habe gestanden“, fuhr Randad fort, „dass ich Sie mit einem Beil im Korridor gesehen habe, gleich nachdem der Schrank gefallen war.“
Tantow sprang auf Randad zu, Henne hielt ihn rasch zurück. „Sie elender Lügner!“, rief der Hausdiener. „So wahr ich Rudolf heiße und so wahr es einen Gott im Himmel gibt: Ich bin unschuldig! Sie haben es getan und versuchen es jetzt auf mich abzuwälzen. Aber ich kann mit ruhigem Gewissen noch einige Tage hinter Gittern schmachten. Das macht mir nichts. Frau von Horsten wird gesund werden, und sie wird, darauf können Sie sich verlassen, die Wahrheit an den Tag bringen. Dann wird sich herausstellen, dass Sie schamlos lügen!“
Randad schüttelte den Kopf. „Rudolf, Rudolf, bekennen Sie sich endlich.“
„Schluss jetzt“, schaltete sich Schlanbusch ein. „Henne, führen Sie alle beide ab.“
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In der Zelle verfasste Randad eine Schrift: „Gedankengänge. Betrachtungen über den ‚Raubmordversuch‘. Keine Anklage! Keine Verteidigungsschrift! Das Bedürfnis, ein ungeheuerliches Verbrechen klären zu helfen! Das soll der Zweck meines Aufsatzes sein! Alles daranzusetzen, Licht zu bringen! Licht in diese entsetzliche Angelegenheit. Aber auch Licht denen, die durch falsche Kombinationen der Kriminalpolizei in den schändlichen Verdacht der Täter- resp. Mittäterschaft gerieten und deren Ehre in den gemeinsten, dreckigsten Kot getreten wird. Wer die Frau von Horsten kennt, dem steigt bei dem Verbrechen namenloses Mitleid aus der Seele.“
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Am 21. Dezember 1923 stand Randad in der Telefonzelle eines Postamts.
„Ilse? Du musst mir helfen. Ich muss aus der Stadt verschwinden … Ja, ja, ich bin frei … Nein … Nein, sie haben mich nicht entlassen … Später, Ilse. Besorg mir Frauenkleider. … Richtig, Frauenkleider … Ich kann nicht zu dir kommen. Vermutlich wird die Polizei bald bei dir auftauchen. Keine auffälligen Kleider … Die werden mir schon passen, die müssen passen. Und sag mal, dieses Dienstmädchen von dir, lass dir ihre Papiere geben … Erklär ihr einfach, du musst sie einem Amt vorlegen … Das kriegst du schon hin. Ich melde mich in einer Stunde noch mal und sage dir, wo wir uns treffen … Bis dann, Schwesterchen.“
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„Zeigen Sie mal die Zeitung her, Henne.“ Schlanbusch blätterte die Meldung auf und las: „Einsachtzig groß; dunkelblondes, langes, nach hinten gekämmtes Haar; nach außen stehende Augenbrauen; dreiknöpfiger blauer Jackettanzug, Sportkragen, bunter Schlips, buntes Oberhemd; unten umgeschlagene Hose, kurz getragen; Schnürstiefel in amerikanischer Form; kein Mantel, kein Hut.“ Er faltete die Zeitung wieder zusammen. „Korrekt wiedergegeben. Ob es viel hilft?“
„Die Redaktion hat immerhin auf einen Kommentar verzichtet“, bemerkte Henne.
„Hören Sie bloß auf. Eine Riesen-Sauerei, das Ganze! Dabei hat ihm irgendwer geholfen. Anders war das nicht möglich.“
„Unsere Leute erwarten ihn, wenn er bei seinen Verwandten und Bekannten Hilfe sucht“, berichtete Henne. „Die Überwachung der Schieberszene im Alsterpavillon und des Hauptbahnhofs ist verstärkt worden.“
Schlanbusch seufzte. „Der ist womöglich längst aus der Stadt verschwunden. Wenn er gestern rasch gehandelt hat, konnte er unserer Fahndung zuvorkommen. Der ist außerdem zu gerissen, um sich selbst blicken zu lassen bei jemandem, den wir mit ihm in Verbindung bringen können.“
„Wir könnten die Telefonanschlüsse seiner Eltern und Geschwister überwachen lassen“, schlug Henne vor.
„Fabelhafte Idee“, stimmte der Polizeichef zu. „Sorgen Sie dafür.“
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Am Abend des 28. Dezember 1923 in einer Bar voller ausgelassener Winterurlauber in Bad Salzuflen.
„Sie sind ein ausgezeichneter Skifahrer, Herr Brockmann“, wandte sich ein Gast an der Theke zu seinem Nachbarn.
„Sehr freundlich von Ihnen“, erwiderte der. „Ich bin allerdings etwas aus der Übung. Es ist einige Jahre her, dass ich in Skandinavien gelaufen bin.“
„Nehmen Sie noch einen?“
„Gern, danke.“
„Barkeeper, bitte, noch zwei Mal dasselbe.“
„Sind Sie öfters Gast hier?“, fragte Brockmann.
„Ja. Ich war vor fünf Jahren erstmals hier. Es hat mir so zugesagt, dass ich seither jedes Jahr zum Wintersport herkomme. Sie waren noch nie hier?“
„Nein. Ich komme nur selten dazu, einmal auszuspannen. Das Geschäftsleben ist heutzutage außergewöhnlich anstrengend und erfordert…“
„Sie werden auch nicht so bald wieder herkommen, Herr Graf“, fiel ihm Wachtmeister Henne ins Wort, der plötzlich an der Theke stand.
„Scheiße“, entfuhr es Randad alias Brockmann. Eine Hamburger Acht schnappte um seine Handgelenke zu.
„Wer sind Sie, was erlauben Sie sich?“, mischte sich die Barbekanntschaft ein.
„Erklären Sie es ihm, Herr Graf?“, fragte Henne.
„Wieso Graf? Herr Brockmann“, wandte sich der Mann an Randad, „was bedeutet das?“
„Wir werden unsere Unterhaltung wohl verschieben müssen“, meinte Randad. „Dieser Herr hier hat leider ältere Rechte auf meine Gesellschaft, wenn Sie so wollen.“
„Ganz recht“, sagte Henne. „Ab gehts.“
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„Ich habe Sie unterschätzt“, gestand Randad, als er mit Henne in einem Abteil des Zuges nach Hamburg saß. „Hätte nicht gedacht, dass Sie mich so schnell wieder erwischen. Wer hat Ihnen verraten, wo Sie mich finden?“
„Niemand, jedenfalls nicht direkt“, antwortete Henne. „Wir haben das Telefon Ihrer Schwester abgehört. Eines ihrer Gespräche mit einem gewissen Brockmann kam uns merkwürdig vor. Als wir herausfanden, dass Brockmanns Sohn Mitglied des Uhlenhorster Tennis- und Hockeyklubs ist, dem Sie auch eine Weile angehörten, war der Rest einfach. Wir haben Hanns Brockmann in Hannover aufgetrieben; er konnte nicht verheimlichen, dass Sie mit seinen Papieren unterwegs sind.“
„Schicksal“, lächelte Randad.
„Kopfzerbrechen bereitet uns nach wie vor, wie Sie aus dem Arrestposten entkommen konnten.“
„Wirklich? Das freut mich.“
„Wer hat Ihnen geholfen?“
„Niemand.“ Sichtlich zufrieden lehnte Randad sich zurück.
„Sie lügen wieder“, fuhr Henne ihn an. „Sie haben einen der Wächter bestochen.“
„Womit hätte ich bestechen können? Sie wissen, dass ich bei meiner Festnahme blank war.“
„Sonst wären Sie auch schon früher abgehauen, nicht wahr?“
„Was meinen Sie?“
„Der Hafenarbeiter, den Sie beschwatzen wollten. Er hat uns alles brühwarm erzählt.“
„Na, sehen Sie“, grinste Randad. „Wie hätte ich also einen der Wärter überzeugen können, mir behilflich zu sein?“
„Reden Sie nicht herum.“ Henne war sauer. „Gegen zwei Wärter ist ein Disziplinarverfahren anhängig. Sie vergeben sich nichts, wenn Sie gestehen, welchen der beiden Sie zur Fluchthilfe überredet haben.“
„Schön, Herr Wachtmeister. Sie sollen die Wahrheit erfahren.“ Randad lächelte noch breiter und zog an seinem Bart. „Um der Wärter willen. Ich habe wirklich nichts davon, wenn man sie ebenso wie mich unschuldig anklagt. Wie ich gesagt habe: Niemand hat mir geholfen. Allenfalls die Vorsehung.“
„Ihr Glücksstern, wie?“, spottete Henne.
„Heute scheint er freilich nicht.“ Randads Miene verdüsterte sich etwas. „Na gut“, sagte er schließlich. „Ich war also in dieser Sammelzelle, zusammen mit zirka zwanzig anderen. Auf meine Anregung hin meldete sich ein halbes Dutzend von ihnen mit mir zum Austreten. Die Aufsicht gestattete es. Ich habe vielleicht eine Viertelstunde auf dem Klosett abgewartet. Inzwischen hatte man mein Fehlen bemerkt; ich hörte meinen Namen rufen. Das war der geeignete Augenblick. Ich zündete mir eine Zigarette an, steckte mir einen Federhalter hinters Ohr, den jemand verloren hatte, und verließ den Abort. Ich gesellte mich kurz zu den Wachbeamten, die mein Verschwinden erörterten, rief ihnen ein ‚Mahlzeit!‘ zu und schlenderte dann fort. In der Hand trug ich noch ein Schriftstück mit den auffälligen Aufdruck ‚Amtsgericht Hamburg‘, eine Vorladung für mich, die ich in der Jackentasche gehabt hatte; die Beamten sahen das wohl und hielten mich für einen der ihren. Mit einem der Posten führte ich eine kleine Komödie auf: Ganz aufgeregt erzählte ich ihm, dass einer der Gefangenen abgehauen sei. ‚Schließen Sie auf, ich komme von einer Besprechung‘, forderte ich den Türwächter auf. Damit war ich frei.“
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„Don’t touch me, mister! I am a free man, I would not let you depress me!“
„Mensch, Randad, der Quatsch hilft Ihnen auch nicht weiter.“ Verwundert beobachtete Henne, wie Randad sich aufführte, als er wieder im Arrestposten untergebracht war.
„Pardon, mister? My name is Roosfield. I’m from Virginia, you see. We have nice sheep there. Sheep and green willows, and the sea, of course. Great wide sea. The ocean.“ Randad trat mit dem Fuß gegen das Gestell der Sitzbank.
„Spinnen Sie?“, rief Henne ihm zu. „Hören Sie auf!“
Randad nahm Anlauf und schlug mit dem Kopf gegen die Wand. „My head!“, brüllte er. „My poor head!“ Seine Sätze skandierten das Aufprallen des Schädels an der Wand. „I am in¬nocent, I-am-in-no-cent, in-no-cent, I am innocent.“
Henne versuchte, ihn festzuhalten. Sie rangen miteinander. Die anderen Gefangenen johlten.
„Machen Sie hier nicht den Blöden!“, schrie Henne.
„In-no-cent“, wiederholte Randad und versuchte weiter, mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen. „Roosfield from Virginia. In-no-cent.“
„Was soll der Affenzirkus!“, brüllte Schlanbusch, der außerhalb der Zelle erschienen war.
„Randad dreht durch“, informierte ihn Henne, der diesen mit Mühe festhalten konnte.
„Will wohl auf Unzurechnungsfähigkeit hinaus“, schloss Schlanbusch.
„Roosfield! In-no-cent!“
„Zerbrechen Sie sich nur den Kopf, Herr“, höhnte Schlanbusch. „Wir kriegen Sie schon klein. Falls es Sie interessiert: Wir haben Ihre Frau verhaftet.“
Plötzlich hörte Randad auf zu wüten. Er starrte Schlanbusch an. Dann sprang er auf den Polizeichef zu und griff nach ihm durch das Gitter. „Du Ratte, ich reiß dir den Arsch auf!“
Schlanbusch wich zurück. Henne ging dazwischen. „Ich hole einen Arzt, der ihn ruhig stellt“, sagte er.
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Als die Beamten Randads Zelle betraten, fiel er zu Boden. Das Handtuch, mit dem er sich anscheinend erhängen wollte, war gerissen. Unter seinen Sachen fanden sich ein Zettel an seine Frau und einer an die Kripo.
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„Ein Kumpel, der es gut mit Bauer meint…“ Schlanbusch hielt das Papier hoch. „Was bedeutet das nun wieder? Wer ist Bauer?“, fragte er Henne.
„Wilhelm Bauer, vierundzwanzig Jahre, sitzt in Haft wegen Totschlags.“
„Und der soll der Unbekannte sein, den Randad durch den Garten hat laufen sehen? Ich blicke da nicht durch“, gab Schlanbusch zu. „Saß Bauer denn damals nicht ein?“
„Nein.“
„Die Handschrift auf diesem anonymen Brief hier“, sagte Schlanbusch, „von Randad ist die nicht.“
„Von keinem, der bisher in diesem Fall aufgetaucht ist“, bestätigte Henne.
„Verhören Sie diesen Bauer mal“, entschied der Polizeichef. „Ach ja, die Frau von Horsten ist aus dem Krankenhaus entlassen. Wird Zeit, ihre Aussage zu Protokoll zu nehmen.“
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„Aber… das begreife ich nicht.“ Henne starrte die Pensionswirtin, der er am 10. Januar 1924 in der Villa Rabenstraße gegenübersaß, entgeistert an. „Besinnen Sie sich bitte genau. Im Krankenhaus haben Sie Herrn Randad als denjenigen angegeben, der Sie damals niedergeschlagen hat.“
„Ich erinnere mich nicht, ihn beschuldigt zu haben“, sagte Frau von Horsten. „Es wird wohl so gewesen sein, wie der Doktor sagt, dass ich den Namen Randad gemurmelt habe. Aber beschwören kann ich nichts. Ich erinnere überhaupt nichts mehr von dem Überfall. Er ist vollständig aus meinem Gedächtnis gelöscht.“
„Der Schrank“, setzte Henne nach, „wissen Sie denn noch, was mit dem Schrank war?“
„Ich habe wohl gehört, dass ich unter ihm liegend aufgefunden wurde – aber wie es dazu kam… Tut mir wirklich leid, Herr Wachtmeister. Meine Erinnerung an dieses grässliche Vorkommnis versagt völlig. Mein Arzt meint, das sei keineswegs ungewöhnlich. Ich bin immer noch nicht auf dem Damm.“
„Tja“, machte Henne mit hängendem Kopf.
„Dass Sie den Randad verhaftet haben“, versuchte die Wirtin ihn zu trösten, „geht doch in Ordnung. Dem traue ich jede Schlechtigkeit zu. Hat der nicht den Wein vergiftet?“
„Gewiss“, sagte Henne. „Für den Überfall auf Sie haben wir jedoch nicht den kleinsten Beweis.“
„Ich kann schließlich nicht lügen und sagen, dass er es getan hat, wenn ich mich nicht mehr erinnere, wer es war.“
„Randad hat ausgesagt, er habe mit Ihnen am Morgen des Tattages über die ausstehende Miete verhandelt“, fiel Henne ein.
„Bestimmt nicht“, antwortete die Wirtin. „Zuletzt hatte ich am Vorabend mit ihm darüber gesprochen. Nein, an den Morgen des 4. Dezember erinnere ich mich gut. Da habe ich den Randad gar nicht gesehen.“
„Er behauptet, Ihnen fünfzig Mark auf die Miete angezahlt zu haben und mit Ihnen eine Frist für die Restzahlung vereinbart zu haben.“
„Das ist eine Lüge!“, empörte sich die Wirtin. „Keinen Pfennig habe ich von ihm bekommen. Im Gegenteil: Am Abend hatte ich ihm nochmals gesagt, dass er am sechsten ausziehen müsse. Ich hatte mich bereits nach einem neuen Mieter umgesehen.“
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„Was ist nun mit Bauer?“, erkundigte sich der Polizeichef.
„Fehlanzeige“, antwortete Henne. „Er wars nicht. Er hat zwar ein Geständnis abgelegt und unterschrieben, doch das ist dermaßen ungereimt, dass ich ihm zu verstehen gegeben habe, dass wir ihm das nie abnehmen. Da ist er eingeknickt. Ernst Lühr, sagt er, habe ihm goldene Berge versprochen, wenn er den Horsten-Fall auf sich nimmt.“
„Lühr? Wer ist das nun wieder?“
„Hausarbeiter im Hüttengefängnis.“
„Ach.“
„Als ich den scharf rangenommen habe“, berichtete Henne, „ist er zusammengeklappt. Raten Sie, wer ihn zu der Durchstecherei überredet hat.“
„Nicht doch“, stöhnte Schlanbusch.
„Randad natürlich.“
Schlanbusch stand auf. „Jetzt langts mir mit dem Kerl!“
„Wir haben die Briefe aufmerksam gelesen, die er mit seiner Frau wechselt“, sagte Henne. „Sie sitzt jetzt auch schon ein paar Wochen wegen Mittäterschaft. Das macht ihm sehr zu schaffen.“
„Hoffentlich kocht ihn das weich.“
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„Entlassen Sie meine Frau, Herr Regierungsdirektor“, begann Randad, als Henne ihn am 1. März 1924 in das Büro des Polizeichefs geführt hatte. „Sie hat mit der Sache absolut nichts zu tun.“
„Sie hat Ihnen ein falsches Alibi verschafft“, entgegnete Schlanbusch.
„Hat sie nicht“, widersprach Randad. „Ich war tatsächlich im zweiten Stock, als alle den Krach hörten. Nur war das nicht der Schrank in Frau von Horstens Zimmer, der fiel.“
„Nicht? Was sonst?“
„Die Toilettentür, die ich heftig zugeschlagen habe.“
„Noch mal von vorne“, sagte Schlanbusch. „Sie geben also zu, dass Sie Frau von Horsten überfallen haben?“
„Nein, nicht überfallen. Ich habe sie geschlagen, weil sie mich bis aufs Blut gereizt hat. Ich sollte ihr mein Kind als Pfand für die Miete überlassen! Über diese Zumutung habe ich mich entsetzlich aufgeregt. Ich habe nach einem Hammer gegriffen, der auf dem Tisch lag, und ihr was auf den Deetz gegeben.“
„Wann soll das gewesen sein?“, fragte Schlanbusch.
„Vielleicht Viertel vor zwölf. Marie und Rudolf waren nicht im Haus.“
„Was war mit dem Schrank?“
„Den habe ich auf sie gestürzt.“
„Und das Zimmer haben Sie durchwühlt, um einen Einbruch vorzutäuschen?“
„Lassen Sie meine Frau frei“, forderte Randad.
„Tscha.“
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So könnte es aufhören: Täter gefasst.
Polizei und Justiz haben sich noch eine Weile länger mit Randad befasst. Zunächst bis zum Prozess. Zu klären war noch, ob auf Mord oder Totschlag angeklagt werden sollte.
Durch Randads Verteidiger erfuhr der Staatsanwalt von einem Vorfall, der sich zwei Wochen nach dem Geständnis in der Villa Rabenstraße zutrug.
„Ich mach sie kalt! Ich mach sie kalt!“
Rudolf Tantow rannte wie im Käfig in der Kellerküche umher, während Marie mit Geschirr hantierte.
„Reiß dich zusammen, Rudolf!“, sagte sie.
„Ich mach sie kalt! Wenn sie mich noch einmal anflaumt, wenn sie mir noch einmal mit polnischer Wirtschaft kommt, dann ist sie fällig!“ Seine Stimme überschlug sich.
„Sei nicht albern“, versuchte Marie ihn zu beruhigen. „Du bist kein Pole, was solls also?“
„Oho, das sieht sie anders!“ Tantow stampfte auf und schüttelte die Fäuste zur Zimmerdecke. „Ich bin aus dem Osten, also bin ich Pole oder Russe, und also schlampig wie ein Tier. Genauso meint sie das.“
„Reg dich ab, Rudolf.“
Von oben ertönte die Stimme der Wirtin. „Rudolf!“
„Ah, nein“, rief dieser aus, „nein, ich kann da jetzt nicht raufgehen. Marie, sag ihr, ich komme nicht, sonst geschieht ein Unglück!“
Marie widmete sich ihrem Geschirr. „Stell dich nicht so an. Mach schon, Rudolf. Und lass mich da raus.“
„He, Hausdiener“, rief die Wirtin erneut. „Schlafen Sie schon wieder?“
„Ich mach sie kalt!“ Tantow stürmte die Kellertreppe hinauf.
„Da ist das Rabenaas ja!“, empfing ihn die Wirtin im Treppenhaus.
„Selber Rabenaas“, brüllte Tantow und stürzte sich auf sie. „Ich schlag dich tot!“
„Du wagst es nicht, Kretin!“
Doch schon hieb Tantow auf seine Herrschaft ein. „Da, Alte, da hast du es!“
Die Wirtin schrie um Hilfe und versuchte, zu entkommen. Tantow ließ sie nicht aus.
Sie floh in ihre Wohnung, er hinterher.
„Du widerliches Miststück, umkommen hättst du sollen!“, rief er ihr nach.
„Zu Hilfe! Mörder!“
Tantow hatte die Wirtin erreicht und schlug mit Fäusten auf sie ein. „Halt still, Vettel. Jetzt setzt es was.“
„Er bringt mich um“, schrie die Wirtin, die schon am Boden lag.
Inzwischen war Marie hinzugekommen. „Rudolf, beruhige dich doch. Rudolf, lass ab!“
Frau von Horsten wurde gerettet. Tantow verbrachte die Nacht unter psychiatrischer Beobachtung. Dann wurde er entlassen, aus der Klinik und aus der Villa Rabenstraße. Zum Geburtstag seiner ehemaligen Herrin wenige Tage später schickte er einen Postkartengruß.
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„Sie haben Rudolf zum Schuster geschickt, um freie Bahn zu haben“, hielt Wachtmeister Henne Randad im Schlussverhör vor. „Das ist Mord-Vorsatz.“
„Nein!“, protestierte Randad. „Frau von Horsten hat mich so gepeinigt, dass ich nicht anders konnte. Ich bin kein Mann, der auf jemanden losgeht, um ihn totzuschlagen. Wenn hier eine Fliege liefe, ich könnte sie nicht totmachen. Ich kann kein Blut sehen. In Mexiko war ich mal bei einer Operation anwesend und bin bewusstlos geworden.“
„Frau von Horsten, Marie und Rudolf haben ausgesagt, im Zimmer habe kein Hammer gelegen. Den haben Sie mitgebracht.“
„Nein, verdammt!“
„Und wo ist er geblieben?“
„Ich habe ihn weggeworfen.“ Randad stützte den Kopf in die Hände. „Ich konnte den Hammer erst gar nicht loskriegen von der Hand, die Finger wollten nicht vom Stiel herunter. Ich sah den Hammer an und bekam die Finger nicht los. Auf der Lombardsbrücke habe ich ihn in die Alster geschmissen.“
„Frau von Horsten wollte ihr Kind, ja? Das sollen wir glauben?“
Randad schwieg.
„Also?“, beharrte Henne.
„Ich habe mit ihr geschlafen“, flüsterte Randad.
„Mit wem?“
„Mit wem“, äffte Randad nach. „Danach hatte ich einen Ausfluss. Ich habe sie darauf angesprochen; sie ist wütend geworden und hat plötzlich behauptet, ich hätte sie mit einem Tripper angesteckt. Sie drohte, alles meiner Frau zu erzählen.“
Henne schlug sich an die Stirn. „Wann lügen Sie einmal nicht?“
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Wenige Tage vor seinem Prozess wurde Randads Zelle durchsucht. In einer Banane und einem Buch-Einband steckten zwei Feilen.
Am 24. Mai 1924 ging der Fall vor Gericht. Ein so genannter Sensationsprozess: Die Besucherbänke waren überfüllt, viele Neugierige, Frauen vorwiegend, mussten an der Tür abgewiesen werden. Kurz vor Beginn der Verhandlung wurde der Angeklagte von zwei Justizwachtmeistern hereingeführt. Den Spitzbart hatte er abrasiert. Er zeigte sich ruhig und gefasst. Auf Antrag der Verteidigung wurden ihm die Fesseln abgenommen.
„Wenn man den Lebenslauf des Randad, seine Erlebnisse und sein Auftreten bis zur Bluttat übersieht“, meinte der Staatsanwalt, „so hat man eher den Eindruck, eine Romanfigur vor sich zu haben.“ Der Angeklagte müsse auf lange Zeit unschädlich gemacht werden.
Frau von Horsten sagte aus: „Ich weiß nichts mehr.“
Rudolf Tantow: „Frau von Horsten hat sich wunderlich benommen. Sie hat viel geschimpft und grundlos gelacht.“
Elisabeth Schönsee: „Der Graf, Pardon, der Angeklagte war gerade aus dem Kinderzimmer gegangen, als der Schrank fiel.“
Karin Randad: „Es stimmt, mein Mann hat viel gelogen und betrogen. Ich glaube, er ist erblich vorbelastet. Eine seiner Schwestern hat Selbstmord begangen.“
„Verurteilen Sie mich lieber zum Tode als zu einer langen Haftstrafe“, forderte Randad seine Richter auf.
In Anbetracht, dass die Sachverständigen Randad für „geistig minderwertig“ erklärten, verurteilten die Geschworenen ihn als versuchten Totschläger zu zehn Jahren Zuchthaus und acht Jahren Ehrverlust.
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Im Februar 1925 fing die Briefzensur ein Schreiben Randads an seine Frau ab, in dem er sie zu neuen Aussagen verleiten wollte: „Pass auf! Sein oder Nichtsein! Das ganze Urteil kann umgestürzt werden!“ Im Oktober wurde ihm der Prozess gemacht, weil er den Hausarbeiter Lühr angestiftet hatte, den Häftling Bauer zum Meineid zu überreden. Sechs Monate Zuchthaus zusätzlich.
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„Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt“, schrieb Randad aus der Zelle, „die Panoptikum-AG hat sich herausgenommen, mich in ihren Räumen in Naturgröße auszustellen. Die Inschrift lautet: ‚Prinz Randad zu Cordoba, Internationaler Abenteurer‘. Eine ganz besondere Blasphemie aber erblicke ich darin, dass man sich nicht schämte, mich unmittelbar neben Friedrich dem Großen aufzustellen; eine Blasphemie insofern diesem Größten aller Helden zugemutet wird, sich ständig in der Nachbarschaft eines Menschen zu befinden, der als elender Verbrecher unwürdig ist, ihm selbst die Schuhriemen zu lösen.“ Auf gerichtliche Anordnung musste das Wachsfigurenkabinett am Spielbudenplatz die Prinzenpuppe ins Magazin stellen und hat sie wohl eingeschmolzen.
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Im März 1928 wurde wieder ein Fluchtplan entdeckt. Ein in disziplinarische Untersuchung genommener Wärter verteidigte sich: „Die Behauptung des anonymen Briefschreibers, ich sei von den angeblichen Durchsteckereien des Zuchthausgefangenen Randad mit den Gefangenen Ruprecht bzw. dem Kutscher des Wäschewagens in Kenntnis gesetzt, ist falsch. Ich kann mir auch nicht denken, dass der Zuchthausgefangene Randad sich des Gefangenen Ruprecht bedient haben soll, da die beiden Erzfeinde sind.“
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Am 31. Juli 1932 meldeten die Hamburger Zeitungen den neuerlichen Ausbruch des prominenten Verbrechers; er hatte sich bei Außenarbeiten abgesetzt.
„Achtung, Achtung! Reisende nach Wien bitte einsteigen. Der Zug fährt ab“, gab der Lautsprecher im Münchner Hauptbahnhof bekannt.
„Endstation, Herr Graf!“
Randad, einen Fuß auf dem Trittbrett, drehte sich um. „Sind Sie es wirklich?“, sagte er mäßig erstaunt. „Henne! Lange nicht gesehen.“
„Die Handgelenke“, forderte Henne und hielt die Schellen hin.
„Zwei Monate Freiheit, na ja“, ergab sich Randad. „Und Ihnen hat es eine Dienstreise eingebracht.“
„Herzlichen Dank“, erwiderte der Polizist. „Sie sind alt geworden, Herr Graf.“
„Ich bin sechsunddreißig, was solls.“
„Und immer noch gezinkte Karten im Ärmel?“
„Es ist zu spät, mich zu ändern, Herr Kriminalwachtmeister.“
„Inspektor“, korrigierte Henne. „Ich bin befördert worden; ganz redlich.“
„Das haben Sie mir voraus.“ Randad schmunzelte.
„Irgendwie eine Ironie, nicht wahr?“, sagte Henne.
„Was meinen Sie?“
„Ihre Verhaftung, Ihre Verurteilung damals. Wie einen begnadeten Lügner die Wahrheit den Kopf kostet. Hätten Sie hartnäckiger gelogen, wäre Ihr Alibi mit dem Knall der Toilettentür nicht zu erschüttern gewesen.“
Randad zuckte die Schultern. „Wenn ich geahnt hätte, dass Frau von Horsten sich an nichts erinnert…“
„Ohne Ihr Geständnis wären Sie davongekommen.“
„Schicksal.“ Randad grinste sauer und klapperte mit den Handschellen.
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Tatsachen- und weitmöglichst wortgetreu den Akten im Staatsarchiv Hamburg und zeitgenössischen Presseveröffentlichungen nachgezeichnet. Gedruckt in Elses Lachen, Wahre Kriminalfälle, Bremen 2009.
© Uwe Ruprecht
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