„Zichy“, sagte der Zar, „Sein Modell, dieses zauberhafte Hürchen, wie war noch der Name?“

„Milena, Herr.“

„Er wird sie zeichnen. Ein Blatt von ihr allein und eins mit einem Gespielen. Er kennt sich in den Details aus.“

„Euer gehorsamster Diener, Herr.“

Hofmaler Michael von Zichy verbeugte sich einen Schritt rückwärts. Dann erst kehrte er dem Herrscher Russlands den Rücken und wandte sich zur Tür.

Seine zusammengepressten Lippen verhielten ein Gähnen. Gewöhnlich war der Hofstaat des Zaren um acht Uhr früh noch nicht wach. In den letzten Nächten aber hatten Zipperlein dem Greis den Schlaf geraubt. Er stachelte nun bereits im Morgengrauen sein Personal zur Betriebsamkeit auf.

Mit zunehmenden Alter war dies Alexander II.s Lieblingsbeschäftigung geworden. Überfordert von den Staatsgeschäften, um die sich sein Sohn sorgte, dirigierte der ehemalige Salongeneral mit steigender Besessenheit seine hundertköpfige Hausmacht. Nichts war dem Zaren unerträglicher als ein untätiger Untertan.

Von einer rationellen Organisation des Haushalts trotzdem keine Spur. Im Zentrum der bisweilen hektischen Aktivität am Hof stand die reine Beweglichkeit. So gab es einen Trupp Pagen, deren einzige Aufgabe war, Türflügel zeremoniell zu öffnen und zu schließen. Um durch einen Auftrag an den Majordomus das ganze Haus in Betrieb zu setzen, musste der erfahrene Intrigenstratege Alexander, der den Thron vor Jahrzehnten usurpiert hatte, seine Einbildungskraft anspannen und seine gesamte Zeit aufwenden.

Boten eilten von Zimmer zu Zimmer einander hinterher, um Handlungsanweisungen in alle Winkel der Residenz zu verbreiten. Entlang ihrer Wege war dauernder Windzug von schlagenden Türflügeln. Heuer im Wiener Sommerschloss, wohin der Zar wie auf Reisen üblich nahezu sein komplettes Petersburger Personal mitgenommen hatte, war die ziellose Zirkulation ob der beengteren Räumlichkeiten umso atemberaubender.

Verwünschter Zug, dachte Zichy und tauschte lächelnd einen müden Blick mit dem Zeremonienmeister. Der winkte dem Pagen. Der Page, ein zartgliedriger Knabe in rot-grüner Uniform mit goldenen Ornamentlitzen, drehte sich teilnahmslos-kühl wie eine mechanische Puppe auf dem Absatz. Militärisch streng fuhr er den Arm aus, die Hand umschloss im selben Zug den Türgriff und drückte ihn herunter. Gleichzeitig und parallel zum Türflügel schwenkte der Page auf dem Absatz zurück in die Ausgangsstellung.

*

Zichy lief rasch durch die Flure. Vor ihm öffneten sich die Türen wie von Geisterhand und schlossen sich gleichermaßen gespenstisch wieder, sobald er hindurch gestürmt war. Dem Spleen des Alten zuliebe am frühen Morgen Aufträge für erotische Zeichnungen entgegenzunehmen – auch dafür verabscheute der Hofmaler seine gut bezahlte Stellung. Zichy war es Leid, gelegentlich eines Geburtstages einen gelangweilten Höfling in Öl zu porträtieren oder mehrmals wöchentlich obszöne Bilder onanierender Mädchen und wollüstig sich windender Paare abzuliefern, die der Greis vermutlich nicht einmal ansah.

Seit längerem bereitete der 30-jährige Ungar seinen Abgang aus der Statisterie des Herrscherhauses vor. Noch wartete er den Transfer des Verkaufserlöses einer Petersburger Stadtvilla ab, die ihm der Zar im Jahr zuvor geschenkt hatte, bevor er nach Paris übersiedeln wollte. Paris: dort wollte er eintauchen in zweckfreie Schönheit.

Was für ein Zoo, dachte Zichy, Tag um Tag zelebrieren wir unsere Langeweile, und wäre blicklos fast in eine Hofdame hineingelaufen. Er entschuldigte sich und lief weiter.

Trotz des offenbaren Desinteresses des Auftraggebers kursierten Zichys freizügige Blätter im ganzen Haus. Mit manischer Pedanterie wurde in regelmäßigen Zeitabständen der Hausrat umorganisiert. Dadurch wanderten die vom Zaren wahllos abgelegten Mappen mit Zichys Zeichnungen von Hand zu Hand.

Bald erreichten den Hofmaler diskrete Anfragen. „Haben Sie nach dem Leben gezeichnet, verehrter Meister?“ – „Wo finden Sie Ihre Modelle?“ – „Nur ein Rendezvous mit Milena, und Sie haben mich auf ewig zu Ihrem Freund gemacht!“

Zichy zögerte nicht lang, zumal er hier eine Gelegenheit erkannte, lästig gewordene Modelle loszuwerden. Auf lange Sicht freilich war ihm die Zuhälterei so zuwider wie das Zeichnen liederlicher Leiber.

Mit der Ankunft in Wien war Zichy vollends zynisch geworden. Zurück am Ort seiner Studienjahre wuchs seine Verbitterung über die künstlerische Unterforderung im Zarendienst. Die Gassen der Inneren Stadt waren ein Friedhof seiner Träume. In jenem Beisl hatte er mit gleichaltrigen Akademiekollegen kühne Pläne für ästhetische Revolutionen beraten; dort unter der Pestsäule hatte er gesessen und den Brief des Galeristen gelesen, der das Aufsehen schilderte, das sein Sterbender Held in Weimar verursacht hatte; beim Flanieren entlang der Donau hatte er große Themen und freie Gestaltungen visioniert.

Nach jedem Spaziergang kehrte er missmutiger in die Residenz zurück. Kuppler und Pornograf im Bienenstock eines gichtigen Greises, verfluchte er sein Schicksal, während er zu seinem Atelier eilte, um die bestellten Blätter anzufertigen.

„Sergeij“, rief er sein Faktotum, das in der Teeküche hantierte, „hol Milena her, schnell! Ich muss sie zeichnen und will es hinter mich bringen.“

*

Milena kam, Zichy hatte ein Blatt vorgenommen. Blick und Hand wiesen ihr den Diwan an, der im Licht des großen Sprossenfensters stand. Mit dem Federmesser schnitt Zichy die Kohle, während Milena, eine füllige Blondine mit Porzellanauge, sich auszog. Die Hüften wölbten kleine Fettpolster, die Zichy für gewöhnlich zu einer Kontur verdichtete. Zerstreut sah er zu ihr hinüber, nachdem sie ihre rosigen Glieder auf dem grünen Plüsch ausgestreckt hatte. Milena saß auf den angewinkelten Beinen, ihr Rumpf bog sich um das Kreuz. So hatte er sie zuletzt abgebildet, eine geringe Veränderung genügte für das neue Blatt. Er stand auf, um ihre Pose zu korrigieren. Schob ihr einen Stoß Kissen unter den Rücken, wodurch sie die Hände, mit denen sie sich aufstützte, freibekam. Ein Griff an die Taille rollte sie etwas auf die Seite, so dass eine Pobacke hervorsprang.

„Mit einer Hand drück deine Brüste, mir der anderen fingere in der Spalte“, ordnete Zichy an und ging zurück an den Zeichentisch. „Gut so, den Finger ein wenig weiter heraus, ja …“

Milena war seit Monaten sein bevorzugtes Modell. Sein Zeichnerauge hatte ihren Körper in eine Sammlung stereotyper Linien zergliedert, eine Anatomie des einfachsten Strichs, den er flink und ohne genaues Hinsehen reproduzieren konnte. Ihr Leib sah ihn kühl und sachlich an wie ein Skelett den Anthropologen.

Nicht im mindesten erregt begann er mit der Arbeit. Im Wechsel mit kurzem Aufsehen glitt sein Stift über das Papier.

Zum zweiten Bild rief er Sergeij. Der Diener schlurfte aus der Teeküche herüber, entkleidete sich bis auf ein langes weißes Unterhemd.

„Leg dich hin, Sergeij, und du, Milena, machst dich an seinem Zylinder zu schaffen.“

Milena schob Sergeijs Hemd bis unter sein Kinn hoch. Das Zipfelchen lag teilnahmslos in der Falte des Hodensacks. Milenas Haupt senkte sich mit gestreckter Zunge darüber und versuchte, es zu wecken. Schließlich half sie mit der Hand nach, es verschwand ganz darin, und ihre Lippen berührten die eigenen Finger statt der Eichel. So verharrte das Paar eine halbe Stunde, in der Zichy aus ihm ein Stilleben schuf.

Bald hatte Sergeijs Glied doch zu pochen begonnen und war aus Milenas Hand herausgewachsen. Ihre Zunge musizierte auf dem geschwollenen Kopf. Sergeij stöhnte leise.

„Zerstört mir nicht mein Bild!“, rief der Hofmaler, als er sah, wie die Beine des Dieners zappelten.

Ohne ihre Haltung zu verändern, presste Milena Sergeijs Stange rhythmisch und beschleunigte das Spiel ihrer Zungenspitze. Zichy setzte die letzten Schraffuren, als Sergeij seinen Samen über Milenas Mund ergoss.

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Die Funktionslosigkeit des zaristischen Bienenstocks entlud sich in erotischen Eskapaden. Wilde Bocksprünge überbrückten die Atempausen des Betriebs. Jeder trieb es mit jeder, alle miteinander. Die nichts zu tun hatten, vögelten in den Fluren. Im goldenen Käfig konzentrierten sich die Höflinge auf das Wesentliche: Essen, Trinken, Schlafen, Beischlafen.

Die alltägliche Völlerei begann für die meisten mit dem Mittagessen. Eine überbeschäftigte Küche stieß gigantische Büffetts aus.

Von einer älteren Hofdame, der eine längst vergangene Liason mit dem Zaren nachgesagt wurde, ließ Zichy sich eine Pepperoni reichen.

„Seien Sie vorsichtig, sie ist scharf“, vermerkte sie lächelnd.

Zichy biss die Frucht halb durch. „Stimmt“, sagte er, „mir wird ganz heiß davon.“

„In meinem Alter“, fuhr die Hofdame wie zur Entschuldigung fort, „verändern sich die Lüste in dem Maße, in dem die Kräfte zu ihrer Verwirklichung schwinden. Sie lassen nach aus Erschöpfung. Ich habe so viele Männer gehabt, dass ich von ihnen bis an das Ende meiner Tage satt bin. Geblieben sind Genüsse des Gaumens.“

Sie kicherte in sich hinein und schnitt ein Stück von dem Filet auf ihrem Teller ab.

Unter dem Tisch stieß etwas gegen Zichys Bein. Sein Blick begegnete der gegenüber sitzenden Hofdame. Eine Gabel vor dem Gesicht leckte sie mit Sorgfalt die Zinken ab. Unterdessen tasteten ihre Zehen sich zu seinen Schenkeln vor.

*

Mit dem Skizzenbuch schlich Zichy durch das Schloss. Er verachtete sich selbst dafür, seine Zeit nicht an sinnvollere Aufgaben zu verwenden. Aber seit er zum Hofmaler bestellt worden war, war die Jagd nach erotischen Sujets zum Zwang geworden. Auch deshalb sehnte er sich nach Paris, weil er sich von dieser Sucht nicht heilen konnte, solange er am Zarenhof blieb.

Türen schlugen, Boten rauschten vorbei. Zichy saß auf einem Stuhl im Treppenhaus des Konsulartrakts, wo der regste Verkehr herrschte, und beobachtete zerstreut Gang und Gesten der Passanten.

Vor der südlichen Fensterreihe schritt die Comtesse B. entlang. Sie trug ein weißes Tüllgewand, das unterhalb der Brüste festgezurrt, in weichen Falten bis auf ihre Füße fiel. Durch den zarten Stoff sah Zichy die Umrisse ihres Körpers vor der Sonne, die durch die Fenster schien.

Die Comtesse betrat einen der kleinen Salons. Zichy folgte still. Vor der Tür lauschte er. Drinnen raschelte es wie von Stoff. Zaghaft drückte Zichy die Klinke.

Der Raum war keiner besonderen Benutzung vorbehalten und nur spärlich möbliert. Die Terrassentür stand weit auf. Vor dem Kamin ein Paravent. Auf das grüne, in einen roten Holzrahmen gespamnte Tuch zeichnete das einfallende Licht Silhouetten, in denen Zichy ein geschweiftes Ypsilon sah.

Stöhnende Schatten zerrten einander auf dem Wandschirm. Ein Schatten beugte sich vor. Brüste hingen schaukelnd frei. Der zweite Schatten war mit dem Rücken des ersten verschmolzen. Hände zogen gierig suchend über Backen, Bauch und Becken.

Mit wenigen Strichen hielt Zichy die Szene auf seinem Block fest.

„Ah, der Herr Hofmaler bei der Arbeit“, flüsterte eine Stimme in sein Ohr. Im Zusammenzucken verdarb er eine Linie. Neben ihm stand, auf Zehenspitzen zu ihm hoch gereckt, das Zimmermädchen Maria Joanna und grinste ihn unverschämt an.

Zichy klappte das Skizzenbuch zu und wollte zur Tür. Da griff das Mädchen nach seinem Geschlecht und zischelte: „Zeig mir deinen Zauberpfeil!“

Die Berührung verfehlte ihre Wirkung nicht. Zichy war seine Zeichenutensilien auf einen Sessel und zog die Hose aus. Schauernd erstarrte sein Stift. Maria Joanna hatte ihren Rock gehoben; darunter trug sir nichts. Rot wie vor Zorn stieß sein Zinken ihren Hintern an.

„So saftig“, säuselte das Zimmermädchen und beugte sich über seinen Schwanz. Sie leckte ihn wie eine Zuckerstange.

Vom Paar hinterm Paravent war Ächzen zu hören. Maria Joanna ließ sich auf den Teppich fallen. Ihr Schamhügel hob und senkte sich in Wellen. Zichy kam über sie.

*

Die Hecken hoch stieg der Mond an den Himmel. Zichy schlenderte über die Freitreppe in den Park. Zum ersten Mal an diesem Tag verließ er das Schloss. Insekten zirpten am Springbrunnen. Er hörte seinen Schritten auf dem Kieselstreu der Hauptallee zu und sah zum Grashügel mit der künstlichen Ruine hinauf, wo zwischen Steinbrocken und verstrohtem Gewächs inmitten eines Tümpels die Nixe in dem Moment versteinert, als Neptun sich zu ihren Brüsten herab beugt. Es roch nach Frühling, und Zichys Gedanken flohen nach Paris. Er malte sich Gemälde aus, große Leinwände mit mythologischen Themen.

Fast wäre er unter das Pferd gekommen, das im Passgang hinter dem Taxus hervorkam. Es trug eine Dame, die auf Herrenart im Sattel saß und mit den Stiefeln in beide Flanken des Pferdes stieß. Im Augenblick seines Erschreckens erkannte Zichy sie. Die Baronin von Thieß und Kinkel war eine bekannte Amazone. Ihr Mann, der einmal ihr Vormund gewesen war, beobachtete ihre Zügellosigkeiten ebenso verdrossen wie machtlos. Zichy war ihr einige Male im Theater begegnet, ohne dass sie einander vorgestellt worden wären. So hatte er denn auch die verführerische Stimme, die ihr nachgesagt wurde, noch nie gehört.

Die Baronin ritt langsam an ihn heran. Sie war exzentrisch gekleidet: eine enganliegende Hose, fast ein Trikot, das ihren schlanken Unterleib wie eine zweite Haut umhüllte, und darüber ein leichtes Gewand, das in dreieckigen Spitzen auslief, die frei über ihrer Hüfte wehten. Zwei Sterne blitzten ihre Augen unter einer Kappe hervor. Von ihrem kurzen feuerroten Haar war nur ein Rand zu sehen.

Ihr Mund, schien Zichy, zuckte spöttisch. Leicht öffneten sich ihre Lippen; links lockte die Spitze eines Zahns.

„Herr Hofmaler von Zichy, nicht wahr?“, hörte er die legendäre Stimme der Baronin. Die Klangfarbe ihres Dialekts beschwor für den Maler Bilder aus den Studienjahren herauf, Erinnerungen an glutvolle Weaner Dirndln aus dem Schwarm der Akademieschüler und Bohemiens.

Die Gerte in der Hand tätschelte sie die Hinterbacken ihres Rosses. Dann schlang sie die Zügel um den Sattelknauf und stieg vom Rücken des Tieres ab.

„Sie kennen mich?“, fragte Zichy.

„Gewiss doch. Erinnern Sie sich nicht?“, sagte die Baronin, als sie vor ihm stand. „Es wird wohl sechs Jahre her sein. Ein Sommernachmittag in Schönbrunn. Sie und Ihr Freund, Waldmüller, glaube ich, hieß er, hatten meine Schwester und mich im Café Landmann zu einer Ausfahrt eingeladen. Oben auf dem Hügel der Gloriette bestand Ihr Freund darauf, dass wir Nymphen und Faune wären und wollte unsere Proportionen mit denen der Sandsteinstatuen vergleichen, die diesen Teil der Parkwege säumen. Erst zierten meine Schwester und ich uns, aber schließlich war es ein Werktag und der Schlossgarten einsam. Waldmüller hatte auch gleich sein Wams in die Büsche geworfen. Nun, letztlich ging es ganz züchtig zu, finden Sie nicht?“

Zichy hatte ihr verblüfft zugehört. „Sie waren das? Ich erinnere mich an den Nachmittag, aber … gewiss, es ist nicht viel passiert. Aber dass ich Sie nicht wiedererkannt habe … Sie sind noch schöner geworden, Verehrteste.“

„Was für ein Galan, dieser Pinselschwinger!“, lachte die Baronin und schlug ihre Reitgerte in die Hand.

„Nein, wahrhaftig“, beharrte Zichy, „ich bin es gewohnt, rasch zur Sache zu kommen. Aber Sie, Baronin, Ihre Erscheinung …“

„Wie, Sie wollen nicht mit mir schlafen?“

„Verstehen Sie mich Recht, gerade damit drücke ich meine Hochachtung vor Ihnen aus.“

„Soll heißen, Sie lassen mir nur die Wahl, mich als Heilige oder Hure zu fühlen?“

„Vielleicht kann ich das bei Ihnen nicht unterscheiden.“

Die Baronin schwieg und hielt seinem Blick stand. Fern war Türenschlagen aus dem Schloss zu hören. Die Baronin trat einen Schritt vor. Zichy tat es ihr gleich. Ihre Gesichter waren nun ganz nah beieinander. Ihre Münder zog es zueinander. Feucht stießen sie zu einem Kuss an. Zärtlich pressten sich die Lippen, trafen Zungen sich zum Tanz.

Lust umzüngelte Zichys Körper. So war er lange nicht in Brand geraten. Hatte er sich verliebt?

Langsam lösten sie sich aus der Umarmung. Erstaunt sahen sie sich an. Abrupt wendete sich die Baronin von ihm ab. Mit sicherer Eleganz schwang sie sich in den Sattel. Zichy begriff noch nicht, da hatte sie das Pferd am Zaum zurückgerissen und war hinter die Taxushecken geprescht. Kurz noch hörte er den verebbenden Galopp.

Liebe, dachte Zichy verwundert, ist Freiheit. Am nächsten Vormittag verabschiedete er sich von Zar und Zeremonienmeister.