Ziemlich genau neun Monate habe ich in meiner Zölibatären Maschine verbracht und ein Opus ausgetragen, mit dem ich insgesamt 16 Jahre in den Wehen lag und zuletzt vier Jahre mit Pressen verbrachte. Herausgekommen sind 170 mit Feder und Tusche bezeichneter Blätter Bristol-Karton.
Ich musste mir nicht einreden, dass meine Gespensterjagd kein Hirngespinst ist, das allein den fesselt, der es entwickelt – es wurde mir vorgesagt. Ich hörte Stimmen. Keine Metapher für Eingebungen, kein Symptom von Schizophrenie. Die Sprecher im Radio, das eingeschaltet war, während ich mich über die Blätter beugte, berichteten Ereignisse, zu denen in aller Öffentlichkeit die Fragen aufgeworfen wurden, die ich mir still am Schreibtisch stellte.
Danach hatte ich abschalten und mich, statt etwas über Verbrechen zu verbrechen, mit Schönem befassen wollen.
Zunächst war noch der Bauchladen zu packen: die Seiten mit einem Maschinchen namens Blade für einen Extrakt in der Ansicht auf 11 x 8 cm zuzuschneiden, um damit bei Verlagen hausieren zu gehen. Wenn ich mir dazu nicht Bücher vorlesen ließ (zuletzt eine englische Version des Tractatus logico-philosophicus, davor Agatha Christie), ging es mit den Stimmen aus dem Radio weiter.
Das erste weiße Blatt hatte ich mir am 11. Januar 2016 vorgenommen und seither beiläufig Meldungen notiert, in denen mein Sujet widerhallte. Als es auf das Ende zu ging, wurden die Echos häufiger und lauter. Ich erweiterte den Gegenwärtige Geschichte überschriebenen Abschnitt um eine Chronik der von mir aufgeschnappten Meldungen (wie gesagt: Radio; kein Internet, keine weiteren mir unverfügbaren Medien: ich habe nicht auf Stimmen gelauscht). Die drei Seiten, die im Oktober 2016 fertig waren, sind bereits historisch.
Die Wirklichkeit hat einiges von dem, was ich mir selbst als finstere Fantasie hätte vorwerfen lassen können, nicht nur eingeholt sondern geradezu überrannt. Verdunkelte Beziehungen, die ich im vergangenen Frühjahr noch aufzuhellen meinte, liegen offen zu Tage. Stehen zwar noch nicht in der Zeitung, werden aber längst gepostet.
Bevor jemand außer mir mein Baby zu sehen bekommen konnte, ist es vorzeitig gealtert. Der schwarze Stern, unter den ich mich willentlich stellte, steht über dem ganzen Erdball. Stand er immer schon, steht er stets.
Ab hier ist der Extrakt zu sehen und zu lesen: HIMMELREICH HIRN
Bewegte Bilder auf youtube.
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