Vorläufige freie Bemerkungen, bevor die Partei der rechten Gesinnung mir den Mund verbietet
Was mit Corona ganz hervorragend funktioniert hat, wird nun mit dem Krieg in der Ukraine fortgesetzt: Die Politik wird auf ein Thema reduziert, dem sich alle anderen unterzuordnen haben, bis es als anstößig gilt, sie überhaupt nur zu erwähnen. Du hast Probleme? Bestimmt keine so großen wie die Menschen in der Ukraine, also schweig still!
Vor allem soll es zu dem beherrschenden Thema nur eine Meinung geben, die nämlich der gerade Herrschenden. Wer eine vom Mainstream abweichende Position vertritt, entlarvt sich als Unmensch. Schon die Behauptung, es gäbe einen Mainstream, gilt als unanständig, denn es impliziert, dass es abweichende Ansichten geben könnte, die anständig wären.
Pro forma wird ein wenig gestritten, weil sich die Talkshow-Formate und die Sozialen Netzwerke sonst überflüssig machen würden. Aber die Kontroverse hat nur das Ziel, die auszusortieren, die sich dem übermächtigen Konsens verweigern. Es werden keine Argumente ausgetauscht, sondern Hassbotschaften ausgesendet. Es wird selektiert.
Vor 20 Jahren wurde die „Freiheit am Hindukusch“ gegen einen Terror verteidigt, der ausblieb. Inzwischen herrschen am Hindukusch wieder dieselben Verhältnisse wie vor dem Freiheitseinsatz. Aber das hindert die selbst ernannte Elite nicht, nun zu brüllen, die Freiheit werde in der Ukraine verteidigt.
Die Afghanen und die Soldaten, die in Afghanistan umgekommen sind, haben hierzulande nur wenig Interesse gefunden. Der Hindukusch ist weit weg. Und die Afghanen, die sich nach Europa vor dem von dort angezettelten Krieg in Sicherheit brachten, waren nicht sonderlich willkommen.
Nun ist alles anders, und die Ukrainer, die vor dem personifiziertem Bösen fliehen, werden mit weit offenen Armen empfangen. Denn die Ukraine ist Europa, jedenfalls neuerdings, obwohl es bis gestern auch niemand interessiert hat. Und die Toten dort, „diese Opfer könnten wir sein“.
Die Außenministerin zündet in einer Kirche eine Kerze an. Und anschließend werden Waffen geliefert. „Deus vult“, brüllt dazu die Menge.
Es ist trostlos. Vielmehr: es ist, wie es immer war. Vor Corona war es der Klimaschutz, an dem sich entschied, wer zur Gemeinschaft der Rechtgläubigen gehörte und wer nicht. Spielte zwar faktisch keine Rolle, aber es gab Verfolger und Verfolgte, die aufeinander einschlagen konnten. Verbal vor allem, aber manchmal auch anders. Einer aus den Reihen der Corona-Leugner fühlte sich bemächtigt, einen zu erschießen, weil der ihn auf die Maskenpflicht hinwies. Und die Klimaschützer fühlen sich unterdessen zu allem befugt.
„Klimaaktivismus darf alles.“ So stand es kürzlich der taz. Die Rechtgläubigen dürfen alles – ob sie nun für oder gegen Corona oder den Krieg in der Ukraine sind. Meinungen sind Waffen, und mit ihnen wird Krieg geführt. Für die Begründung einer Meinung ist keine Zeit mehr. Nicht in den Talkshows und nicht in den Spalten der Zeitungen. Ansichten einer Sache sind nicht vorläufig und revidierbar, sondern wie religiöse Lehrsätze in Stein gemeißelt. Und mit diesen Steinen wird aufeinander eingeschlagen, bis einer am Boden liegt.
„Klimaaktivismus darf alles.“ Demnächst also eine KAF, eine klimaaktivistische Front, die zur selbstgerechten Jagd auf jene bläst, die sie zu Schuldigen erklärt? Es darf nicht als Zufall gelten, dass dieser Satz vom Redakteur des Blattes stammt, das der Partei der Grünen am nächsten steht. Jener Partei, die Wasser predigt und Wein säuft. Die aus der Friedensbewegung der 1980er hervorging und bereits vor 20 Jahren dem Krieg das Wort redete. Die heute jene Windkraft als energetische Erlösung anpreist, deren Entwicklung sie ebenfalls vor 20 Jahren nach Kräften behindert hat. Die ein Teil ist von jener Kraft, die vorgibt, das Gute zu wollen, und stets das Böse schafft.
Die Grünen sind längst keine Partei mehr, sondern eine Sekte, deren Anhänger sich für die Auserwählten halten. Sie sind nicht freiheitlich-demokratisch eingestellt, sondern totalitaristisch-autoritär. Am grünen Wesen soll die Welt genesen. Die Grünen vertreten keine Ansichten, sondern die einzig rechtgültige Wahrheit. Wer ihnen nicht beipflichtet, wird abgeräumt.
Jedenfalls wäre es so, wenn es nur nach ihnen ginge. Noch aber haben sie keine diktatorischen Vollmachten, sondern müssen im Verbund mit anderen regieren. Und so müssen Leute wie ich froh sein, dass es noch die FDP und die SPD gibt, die einem Durchmarsch der Grünen im Weg stehen. Und dass auch dort, wo die Partei des Lichts mit der CDU gemeinsame Sache macht, dieselben Schatten bleiben wie ehedem, als es die Grünen noch gar nicht gab.
Denn, wie gesagt, sie predigen das Wasser nur, saufen aber Wein. Die Beharrungskräfte der Realität standen bereits vor 20 Jahren, als sie schon einmal in Berlin mitregierten, dem missionarischen Eifer entgegen. Die Grünen werden die Welt nicht verändern. Sie malen sie nur anders an. Sie führen Krieg, nennen es aber „humanitären Einsatz“. Sie geben vor, das Klima retten zu wollen, befriedigen indes nur ihren privaten Wahn. Sie verändern die Welt nicht, machen sie aber zu einem unbehaglicheren Ort für alle, die ihre Glaubenssätze nicht teilen.
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Am 14. Juni 2022 geistert ein Spruch von Luisa Neubauer durch die Medien. Die 26-Jährige tingelt seit einer Weile durch die Talkshows. Erst hat sie für die Grünen Wahlkampf gemacht, jetzt schimpft sie über das Absehbare, nämlich dass die Grünen den Klimaschutz ebenso wenig ernst nehmen wie die anderen Parteien, die damit junge Wählerstimmen abgreifen wollten. Auch wenn Leute wie Neubauer die Ansicht vertreten, Jugend sei ein Wert an sich, hätte sie inzwischen merken können, dass Alter die Erfahrung mit sich bringen kann, nicht jedem Rattenfänger auf dem Leim zu gehen.
Nun kommen Neubauers Mangel an Lebenserfahrung und Geschichtsvergessenheit erneut zum Tragen. „Natürlich denken wir darüber nach, wie man die längste Rohöl-Pipeline der Welt in die Luft jagen könnte“, ließ sie sich vernehmen. Und will es nicht so gemeint haben. Sie habe nur einen Buchtitel zitiert, das Opus eines radikalen Klimaschützers, der allerdings die Ansicht vertritt, Sabotage sei ein legitimes Mittel des Protestes. Darüber könnte man streiten, aber das will Neubauer ja nicht. Sie hat nur einen Spruch in die Welt gesetzt, den die BILD aufgreift, mit der im Verein Neubauer dann auch gleich weiter herumhetzt. Hauptsache Schlagzeile.
Wenn nun vom Klimaschutz Fanatisierte Neubauer oder den neunmalklugen taz-Redakteur ernst nehmen, kann man sicher sein, dass sie dafür jede Verantwortung ablehnen. Sie haben ja nur ein bisschen mit den Medien und der Öffentlichkeit spielen wollen. Das Einzige, was Neubauer wirklich wichtig ist, ist die Befreidigung ihrer Eitelkeit. Und damit ist sie ganz auf der Höhe der Zeit.
Dass sie für ihr dummes Geschwätz von der AfD angezeigt worden ist, werden ihre Fans enthusiastisch begrüßen und als Freibrief für weitere Verhetzungen nehmen. Dass Neubauer wie die Neonazis vorgeht und nach einer Provokation sofort zurückrudert, wenn es Gegenwind gibt, ist natürlich nur Zufall, und dass ich es hier feststelle, üble Verleumdung eines Boomers.
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