Selbstbegegnung im Freilichtmuseum zu Stade
Es war Sonntag, und ich ahnte nichts Böses. Wo sollte das in Stade auch herkommen? Das Schlimmste, das einem im »Holpergassengewirr« begegnen kann – bin ich. Meinen manche.
Meinten zum Beispiel jene, die 1999 die Statue von Georg Christoph Lichtenberg auf der Museumsinsel aufstellten und einweihten. Zufällig war gerade mein Buch über den Aufenthalt des Philosophen als Astronom 1773 erschienen (→ Lichtenberg in Stade und → Lichtenberg auf Helgoland), für das ich 1995, als ich mitten in der Inneren Stadt wohnte, Nächte in den Gassen und bei Betrachtung des Sternenhimmels von der Insel aus zugebracht hatte.
Lichtenberg in Stade, Ein biographisches Bruchstück, 41 Kapitel mit Anmerkungen auf 208 Seiten, wurde von den Buchhandlungen ignoriert – die Regale mit Regionalliteratur füllten sich erst später, mit dröger Fachliteratur und Krimis; man wusste einfach nicht, wohin mit meinem seltsamen Elaborat. »Dokumentarische Erzählung« – was zum Teufel könnte das wohl sein?
Als die Lichtenberg-Gesellschaft 2009 in Stade tagte, hoffte man, ich würde fern bleiben. Tat ich natürlich auch, aber nicht, ohne mir vorher selbst eine Einladung besorgt zu haben – beim Vorsitzenden besagter Gesellschaft, mit dem ich nicht nur zufällig in denselben Räumen in Hamburg Philosophie studiert hatte.
Ich höre ja schon auf und verkneife mir die übelsten Anekdoten. Es war, wie gesagt, Sonntag, und in Begleitung eines Freundes verschlug es mich auf die Insel und mehr noch, in das Museum, über das ich unlängst noch gelästert hatte (→ Gepanzerte Gedanken unter dem 19. April).
Anno dazumal war ich dort vorstellig geworden, um mein Buch über Lichtenberg anzuzeigen… ich höre ja auf.
Ich sah mich flüchtig um, machte ein Foto von den ausgestellten Büchern, von der Preisliste (siehe oben) – und erstarrte.
Da war etwas, das hier nicht hin gehörte. Ich machte ein drittes Foto, um gegebenenfalls beweisen zu können, dass ich nicht halluzinierte.
Elses Lachen, Wahre Kriminalfälle, 21 Geschichten, ein Essay und 35 Zeichnungen auf 344 Seiten.
Etliche der Texte sind inzwischen auf diesem Blog einsehbar (im Menü »Gerichtsgeschichten« und verzeichnet in → Pitavalgeschichten; siehe auch → True Crime at work). Die meisten waren in Zeitungen und Zeitschriften erschienen, bevor sie als Buch gedruckt wurden. Irgendwann bin ich ein, zwei oder drei Mal für sie irgendwie honoriert worden. Am angemessensten für die Titelgeschichte, als sie 1994 vom Norddeutschen Rundfunk als Hörstück für 16 Stimmen produziert wurde.
Für das Buch habe ich nie einen Cent erhalten. Warum? Fragen Sie Edition Temmen in Bremen, bevor ich mir den Mund verbrenne. Von den 4,90 €, für die »mein« Buch im Museum verkauft wird, habe ich nichts und schade mir nicht, wenn ich den Inhalt frei zugänglich mache.
Ein Exemplar des Lichtenberg hat es in die Library of Congress in Washington, D. C., geschafft, wo man sich um den brüchigen Rücken der Erstausgabe kümmern wird. Könnte mal wer an eine Neuausgabe denken?
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